#164 wie geht Mann?

wer oder was ist, kann, sollte und darf Mann denn 2022 ?

wie wird er gesehen? womit konfrontiert? wofür verurteilt? und da vor allem von wem, wofür und warum? wie sieht er sich selbst? braucht oder will diese Zeit Mann überhaupt noch oder ist „männlich“ inzwischen nach einer unfassbar langen Zeit eines über Jahrtausende zelebrierten und praktizierten Patriarchismus etwas von Grund auf Schlechtes, Böses, Widerwärtiges, Verachtenswertes geworden, wie es uns Männern durchaus immer öfter von verschiedensten Frauenorganisationen ohne Umschweife klar und deutlich vermittelt wird? Dürfen Männer denn überhaupt noch glücklich werden oder sein oder haben sie dieses Geburtsrecht inzwischen vollkommen verwirkt? können sie sich noch sicher und wohl fühlen in ihrer männlichen Haut? Wie kann Mann denn heute ein fried- und freudvolles Leben leben ohne dafür gemieden, verachtet, beschimpft oder gar gehasst zu werden, für was er nun mal, like it or not, schlicht und einfach ist: ein Mann. Wie geht Mann heute ?

Ja, auch ich bin einer von denen – ein Mann – durch und durch. Ein Mann, der sich seiner Männlichkeit bewusst aber oft auch unsicher und aufgrund seiner eindeutigen, in meinem Fall zumindest, zweifellosen geschlechtlichen Zugehörigkeit auch durchaus immer wieder mal extrem verunsichert ist. Ein Mann, der sich allerdings seiner weiblichen Anteile genau so bewusst ist wie er sein inneres Kind ehrt und liebt, mit Freude sorgsam am Leben hält, sich zu Frauen hin- und von Frauen angezogen fühlt, wie er Männerwitze, wie sie es vor langer Zeit schon beim Bundesheer oder in diversen Männervereinen oder Männerrunden gang und gäbe waren und sicher auch heute noch genau so sind, noch nie mochte, sowie besonders in letzter Zeit, wo sich auch hierzulande, immer mehr, rechts der politischen und gesellschaftlichen Mitte forcierte Frauen Klischees wieder breit machen á la „zurück zum Herd und schön brav zurück in die Versorgerabhängigkeit zu den Kindern“, abstossend, entwürdigend und äusserst befremdend wie vollkommen Lebens- und weltfremd findet.

Ich kenne natürlich durchaus so etwas wie „ein sich für manche seiner Artgenossen schämen müssen“. In gewisser Weise darf ich auf jeden Fall ohne Scham und ohne zu erröten sagen, dass ich so etwas wie eine männliche Emanze geworden bin. Nicht seit eh und je, nicht schon immer, aber immer öfter, immer klarer und immer bestimmter, eindeutig auf Seiten vieler Frauen, mit meiner vollen Unterstützung in deren Bemühen um Gleichstellung in einem berechtigten und durchaus nachvollziehbaren, seit Jahrtausenden andauernden Kampf um Gleichberechtigung und Augenhöhe zu finden bin. Frauen, von denen ich ohne 1% Zweifel zu wissen meine, dass, wenn jemand imstande sein sollte, wird und ist, unsere Gesellschaft, unsere Gemeinschaft, unser Miteinander zum Besseren und Guten, zu etwas Harmonischerem, Konstruktiverem, Lösungsorientierterem, Fai´rerem und Gesünderem zu verändern, dass eindeutig und ganz klar sie es sind, die das zu können wissen. Die meisten von uns Männern wissen, wollen und können das einfach nicht. Kaum bis noch nie.

Der Weg, das Ziel, wie auch immer man das glaubt sehen zu können oder zu müssen, muss meines Erachtens allerdings ein täglich praktiziertes, neu zu schaffendes und sich ständig neu zu ordnendes und gemeinsam zu organisierendes Miteinander sein. Hass, Spaltung, Geschlechterkrampf werden uns hier bestimmt nicht in ein gemeinsames, gesünderes, freieres und faireres Fahrwasser auf Augenhöhe zu begleiten vermögen. Das betrifft ja heutzutage ohnedies so gut wie jedes polarisierende, spaltende, trennende Thema, nicht nur das Streben nach wesentlich gelungeneren Verbindungen und Gemeinschaften.

Wenn man als geborenes Landei, wie ich eines bin, Jahrzehnte lang aufgrund seiner beruflichen Orientierung in verschiedensten Städten gelebt hat, kann man schon durchaus sehr verschiedene Arten des Umgangs der Geschlechter miteinander feststellen. In Wien etwa scheint mir die Gemütslage und Grundhaltung zueinander doch wesentlich angespannter und verkopfter zu sein als etwa in Städten wie Berlin oder mehr noch in New York City , wo Mann durchaus einer wildfremden Frau am Broadway oder im East Village mit einem freundlichen Lächeln begegnen darf und in vielen Fällen dieses in der Regel auch vollkommen entspannt, als Ausdruck einer gewissen, grundsätzlichen, von Angst befreiten Lebensfreude erwidert wird. In Wien hingegen braucht Mann sich nicht zu wundern, wenn Frau das selbe Lächeln bei einer ähnlichen Begegnung, auf der Mariahilferstrasse etwa, wesentlich öfter mit erbosten bis irritierten Blicken abschätzend begegnet, als hätte Mann dieser Frau gerade mindestens ein ungeheuerlich schlimmes Schimpfwort entgegengeschleudert und ein zwanglos erwidertes, frei fliessendes Lächeln zurück ist da meistens eine rare Ausnahme.

Man möge mir doch bitte an dieser Stelle diese sicher sehr persönlichen, äusserst subjektiven und individuellen Reflexionen zum Kapitel Mann einfach gestatten und mir nicht allzu übel nehmen. Es ist mir gleichermassen ein inneres Bedürfnis als auch ein Anliegen diese meine ganz spezifische Sichtweise eines zumeist Einzelgängers, der ich meistens, oft nicht aufgrund freier Entscheidungen sondern aufgrund meiner ebenso sehr persönlichen Lebensgeschichte als absolut nicht allzu verwöhntes Einzelkind einerseits, als oft mehr notgedrungener als freiwilliger Aussenseiter andererseits, als Bub, Bursche, Sohn, Vater, Grossvater, Partner und Mann zwischen den Stühlen, zwischen sich vormals immer wieder zankenden Eltern und in immer unsichereren Zeiten zu vermitteln und zu äussern. Ein möglicherweise kleiner Impuls und Beitrag zu einem hoffentlich besseren Verständnis zwischen den verschiedensten Geschlechtern und die von mir schon immer sehr bewusst praktizierte wie selbstverständliche Augenhöhe von Mensch zu Mensch, von Alt in Richtung Jung, vom Kind in Richtung der Erwachsenen, als Vater und Grossvater den Kindern, der Tochter und dem Sohn und Enkelinnen gegenüber, als Sohn gegenüber den Eltern, der Mutter, dem Vater, den Grosseltern, Tanten, Onkels, Cousins und Cousinen, von Mann zu Frau.

Zumeist Jahrtausende alte Konditionierungen und Muster, Regeln und Bräuche, Verordnungen und Gesetze, Gebräuche und Sitten, persönliche Interpretationen des individuell Erlebten, Traumata, alte und neue, oft immer wieder sinnlos aufgewärmte Geschichten, nur um das zugefügte Leid nur ja nicht zu vergessen oder verzeihen zu können, am Köcheln zu halten, Worte, Wortfetzen, Formulierungen, Zitate und Erlebnisse, schleppen wir da alle mit und in uns sinnlos rum, werfen uns alles Unmögliche und Mögliche, was wir uns daraus glauben zusammenreimen zu können oder zu müssen vor, von dem uns aber das meiste ja gar nicht ge – hört, bewusst und zumeist vollkommen unbewusst daraus Resultierende und darauf Aufbauende sowie alles dadurch in sich Zusammenbrechende an den Kopf, um die Ohren, ins Herz und in die Seele – hin. Kaputt. Systematisch gekränkt bis systematische Selbstkränkung. Krank. Oft ein einziger, riesiger Scherbenhaufen an verbrannter Erde, enttäuschter Träume, unerfüllter Wünsche, unverzeihlicher Fehler, irreversibler Schäden und Verletzungen, Missverständnisse, Schmerz, Krankheit und Leid.

Eine Erde – Milliarden von Welten. Jede und jeder trägt ihre und seine eigene mit sich rum. Die Flucht – die Sucht. Partnersuche. Kompensieren. Ver – Lieben. Ver – Sprechungen. Er – Wartungen. Ent – Täuschungen. Konsum als lieb gewonnene Ablenkung. Lärm. Unter – Haltung. Über – Zeugung. Er – Klärung. Vor – Wurf. Schuld und Sühne. Rat – Schlag. Gut. Teuer. Alles sofort und immer Haben müssen. Verwechselt mit Er – Füllung. Aber Leben nur bloss nicht Liebevoll – im Jetzt, vor allem mit sich selbst, sondern viel lieber auf der ewigen Jagd nach dem Phänomen „Dann“, dem jeweils weitaus besseren, der Möglichkeit einer optimaleren Partnerin, eines aufregenderen Partners, weil das Beste eben nie gut genug sein darf – dann – der nächst Bessere – Moment mal. Ent – Würdigung. Ent – Schuldigung. Dort und Dann, nur dort wird es sein – Dann = Nie.

Wie kommen wir, ich und Du, aus dieser Nummer je wieder einigermassen heil und frisch gesunded wieder raus? In einer möglichst heilsamen und vor allem , liebevollen Beziehung mit mir und uns selbst, damit ich mich endlich aus der Haut eines ewig bedürftigen befreien kann und tatsächlich etwas „zu geben“ habe, in einer gelungenen Partnerschaft auf Augen-, Herzens- und Seelenhöhe mit den Liebsten? Ich weiss was ich will – ich, meiner, mir , mich – aber was willst Du denn alles von mir??? Was will das Leben denn von mir? von uns? was hat es uns denn schon zu bieten? Was davon sind wir denn bereit dankbar anzunehmen oder überhaupt als Geschenk und Chance zu erkennen? diese Chancen auch zu nützen und sie nicht im Rausch des sogenannten eigenen Willens, der eigenen Starr- und Sturheit ständig an sich vorbei rauschen zu lassen? Alles oder nichts?

Alteingesessene Geschlechterrollen und Stereotype werden dekonstruiert und neu gedacht, Erwartungshaltungen befinden sich im Wandel. Zu wessen Glück und/oder Unglück sei dahingestellt. Wir Männer sind, was unsere eigene, ebenso dringend notwendige Transformation angeht, weitaus untalentierter, ungeschickter, gehemmter und spröder als die meisten Frauen, die darin schon lange wesentlich erfahrener, offener und geübter sind. Nicht nur, weil Gleichstellung für viele Typen der Verlust der überlegenen Position des starken Geschlechts bedeutet und das Bangen um Prestige.

Vielen von uns steht, was eine dringend notwendige Transformation des Männerbildes angeht, unsere antrainierte Unfähigkeit im Weg, Gefühle zuzulassen, sie zu zeigen und vor allem: über sie zu sprechen. Und da meine ich vor allem die eigenen Gefühle, und keine Interpretationen der Gefühle der Partnerin oder des Partners. Männer haben sich deshalb im Vergleich zu Frauen in den letzten vierzig Jahren eher passiv mitentwickelt, uns fehlt eine eigene Revolution, keine der geballten Fäuste und angespannten Muckis, sondern des Willens, sanft und schwach sein zu dürfen ohne sich wie ein Verlierer, ein entmannter Lappen vorzukommen, der seinen ökonomischen Status und andere Privilegien verloren hat.

All das schien eine fast unknackbare, harte Nuss und eine schier unüberwind- und unbewältigbare Hürde, an der die Generation meines Vaters, allesamt Kinder des letzten Weltkrieges, die noch viel zu tief in den patriarchalischen Sümpfen wateten, und feststeckten ohne den Funken einer Chance auf ein Entkommen oder einem Überleben als Mann mit tausend Jahre alten Attributen und Programmierungen von Männlichkeit und der Rollen und Muster der Geschlechter im Rucksack, sehr oft gnaden- und hilflos am offenen und gebrochenen Herzen scheitern musste. Als Mann wohlgemerkt, nicht als Mensch.

Meine eigene Babyboomer Generation rudert grossteils ebenso mehr oder weniger verunsichert in einem undefinierbaren Nichts herum oder ertrinkt nach wie vor in ihrer Orientierungslosigkeit – in gewisser Weise eine gefühlt entmannte, und, wie mir scheint, auch zusehends entmenschlichte Generation, die zwar weiss, dass jetzt gut möglich Zahltag ist, obwohl sie selbst die furchtbare Geschichte des gnadenlos alles beherrschenden und viele Frauen bis zum heutigen Tage unterdrückenden Patriarchats so von sich aus sehr wahrscheinlich so nie und nimmer weder gewollt noch erfunden noch geschrieben hätte. Aber wie damit umzugehen sein könnte, weiss so gut wie keiner.

Die Generation der Tochter, des Sohnes, early 80ies bis mid 90ies – bereits ein vollkommen anderes Bild einer neu gewonnenen Selbstverständlichkeit eines wesentlich gleichberechtigteren Miteinander, wo Old School Machos eher belächelt oder nicht einmal mehr ignoriert werden, da diese alten Rollenmuster bereits spürbar an Relevanz und Bedeutung verloren zu haben scheinen, von ein paar alten weissen Restpaschas in their own minds einmal abgesehen. Ich kenne inzwischen fast schon mehr weibliche Machos als männliche, nur so nebenbei bemerkt.

Meine inzwischen 87jährige Frau Mama, voll aus der 50ies Wiederaufbau und Heimchen am Herd Generation kommend, wusste schon damals diesem Klischee auf ihre Art Parole zu bieten. Nach wie vor Auto fahrend wie ein junger Spund und vollkommen selbstbestimmt, mehr als je zuvor, legt sie besonders in den letzten Jahren eine Offenheit, Neugier und Klarheit in jeder Hinsicht an den Tag , die manch 20 oder 30jähriger jungen Frau gut möglich vor Staunen den Mund offen stehen liesse. Sie hat ihre eigene Emanzipationsgeschichte selbst zu schreiben gelernt und giesst diese, allen Schicksalsschlägen zum Trotz, mehr denn je in ein immer besser gelingendes Leben. Chapeau Mama, von deinem Sohnmann an dieser Stelle.

Als Musiker, Musikproduzent, Artist, Lektor und Projektentwickler war und bin ich immer extrem froh, mit Frauen zusammenarbeiten zu dürfen, da man sich da das ganze Macho Gehabe ersparen und das Hackordnungsprinzip genüsslich im Kamin rauchen kann. Sind die Frauen, zumindest jene, die ich kennen lernen durfte, doch durchwegs ohne Umleitung sofort offener, neuen und manch unorthodoxen Herangehensweisen wesentlich aufgeschlossener, ehrlich interessiert, konstruktiv, auf Augenhöhe und mit voller Unterstützung und Enthusiasmus ohne Umschweife am Start, was vielen Männern bis heute einfach kaum bis noch immer nicht gelingen mag. Da muss Mann oft immer noch von Unten kommen und nach Oben betteln, damit die aufgeblasenen Egos erst mal zufriedengestellt sind. Extrem mühsam – wie mühsam das für manche Frau erst sein muss, die da bestimmt oft mit ganz anderen Gepflogenheiten konfrontiert werden mag…..

Die Kinder, Sohn und Tochter, Schwiegersohn und Enkelinnen, die ja ausschliesslich sich selbst und weder mir noch ihren Müttern gehören, sind ganz klar meine grössten Vorbilder und Idole ob ihrer Aufgeschlossenheit, Integrität, Zuversicht, Vertrauen und Dankbarkeit für vieles, was in ihren Augen und in ihrem Bewusstsein Geschenke und Wunder sind, was andererseits sehr vielen ihrer Alterrsgenossen wiederum selbstverständlich und „normal“ erscheint. Mit den Müttern meiner Kinder habe ich inzwischen auf der einen Seite, nach Jahrzehnten der Düsternis auf Distanz ein ambivalentes bis respektvolles und immer aufgeschlosseneres Verhältnis, auf der anderen Seite ein sich gegenseitig unterstützendes, liebe-, verantwortungs- und verständnisvolles, und – trotz einem ebenfalls seit langem voneinander getrenntem Leben – ein sich gegenseitig unterstützendes Miteinander. Das war auch nicht immer so.

Jene Frau in diesem Leben, die ich bedingungslos liebe from second one, (und dieses Second one ist locker ein paar tausend Jahre alt), hat mich durch ihr Tun einerseits und zugleich durch ihr „nicht handeln“, ihre ihr inne wohnende hartnäckige Sturheit und Verweigerung andererseits vor manch schier unüberwindbare Hürde gestellt, immer wieder mir mein Innerstes ohne grosse Umschweife nach Aussen gestülpt, wofür ich ihr für viele dieser Schritte, nicht alle wohlbemerkt, unsagbar dankbar bin, da mich dies oft meiner tiefsten Wesenheit und innersten Essenz wesentlich näher bringen konnte als dies ohne sie je möglich gewesen wäre. Am meisten dankbar bin ich ihrem Spiegel Dasein für die Tatsache, dass sie mich von meiner eigenen Bedürftigkeit , im englischen noch treffender „neediness“ genannt, und sie sich selbst zugleich aus ihrer grossteils selbst verordneten Subjektrolle befreien konnte, wodurch sich für uns beide ein wundervoller neuer Raum erschaffen hat, der sich langsam immer weiter auszubreiten beginnt.

Zwei wesentliche Anregungen für ein gelungenes Miteinander, egal wer mit wem, Frau oder Mann, wie und wo und mit wem auch immer, kamen in letzter Zeit allerdings von einem weisen Mann und einer mindestens ebenso weisen Frau. Der eine ist ein Hirnforscher namens Gerald Huether, mit dem mich ein gemeinsames Anliegen, nihct zuletzt in unserer Aktivistengruppe „Räume für Träume“ verbindet: Menschen in ihre eigene Kraft zu bringen und sie bei der Geburt des Ihnen inne wohnenden Potentials zu unterstützen. Er, der unter anderem Vorstand der Akademie für Potentialentfaltung ist und eine neue Plattform namens http://www.liebevoll.jetzt betreibt, meint vollkommen richtig, dass wir bitte alle dringend aufhören müssen, uns , wie wir es ja leider in den meisten Fällen nie besser gelernt haben, unsere Mitmenschen, Nächsten und Liebsten, egal ob Kinder oder Partner, Eltern oder Freund*innen, als Objekte der eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu behandeln, im Versuch, die oder den andern so hinzumodeln und rum zu manipulieren, damit sie oder er uns „passt“, unseren Vor – Stellungen entspricht. Das ist zutiefst entwürdigen´d und dafür sollte man sich schämen. Die eigene Würde und damit auch die eigene Lebendigkeit wiedererlangt man immer am Besten, indem man sich täglich darin übt, so liebevoll wie möglich mit sich selbst zu sein.

Der beste Satz allerdings stammt von meiner aktuellen Therapeutin / Schrägstrich – Schamanin, mit dem seit Wochen ein kleines Männchen mit einem riesigen Schild permanent mit mir herumgurkt, der inzwischen mein treuester Begleiter geworden ist, mit einem klaren Hinweis in Richtung meiner Eigenverantwortung, sozusagen als der Schmied meines eigenen Glücks, wodurch sich sämtliche Schuldzuweisungen, Erwartungen und zwischenmenschlichen Ungereimtheiten auf immer in Nichts aufzulösen imstande sind. Da geht es schlicht und einfach um die nackte Wahrheit, was einen selbst betrifft und man kann damit niemandem mehr die Schuld für was auch immer in die Schuhe, Herz und Seele des anderen schieben. Auf dem Schild steht schlicht und einfach: Was tu ich mir damit Gutes?

# 163 „Meine Preise“

    Mein absolut bester und wundervollster Preis in Form des wertvollsten Geschenks ever ist, dass ich Gast auf diesem Planeten Erde sein darf, dass ich in diesen Körper hineingeboren wurde und dieses Leben, das mir schon mehrmals durch Krankheit und Unfälle fast zur Gänze entglitten schien, in diesem Körper und genau in dieser Zeit – jetzt – erleben zu dürfen. Dafür bin ich unendlich dankbar. Es ist sowohl eine grosse Gnade und Freude als auch, zusammen mit den grössten Geschenken in Form wunderbarer Eltern, wundervoller Kinder und Enkelkinder als überzeugter Patchworkfamilien Fan, einiger weniger, in jeder Hinsicht bereichernder, wahrhaftiger Lebens- und Liebesfreundschaften und meinem Mut, mein kreatives und schöpferisches Potential bis heute zu bergen, ein sehr bewusst und dankbar angenommenes Geschenk, der mit grossem Abstand eindeutig beste, schönste und wertvollste Award ever. Ich liebe dieses Leben und dieses Leben liebt mich.

Der erste Preis einer völlig anderen Art war kein Musikpreis, ob du das nun glauben willst oder nicht, geschätzter Leser, sondern : ein Filmpreis. Meine mit mir quirligem und sehr aufgeweckten Kerl oftmals überforderten Eltern hatten mir ungefähr im Alter von 13 Jahren, quasi als eine Art Beschäftigungstherapie, eine Super 8 Filmkamera geschenkt, deren stolzer Besitzer ich immer noch bin – heutzutage ein richtig heiß begehrtes Kultobjekt – inklusive damals natürlich analoger Filmschneidevorrichtung und dem dazugehörigen Eumig Super8 Filmprojektor.

Foto @ Gernot Muhr

   

Im Jahre 1972 oder 1973, so genau weiß ich das auch nicht mehr, schrieb das Land Steiermark einen Film- und Umweltschutzpreis aus und ich reichte damals – an gesundem Selbstvertrauen in Bezug auf meine kreativen Tätigkeiten und Ergüsse hatte es mir ja, dem Universum sei Dank, noch nie gemangelt – einen selbstproduzierten 3 Minutenfilm – oder waren es 5 Minuten – zu diesem Thema ein, welcher vor allem unsere Unbedachtsamkeit und Sorglosigkeit in Sachen Umwelt und unser täglicher, nachlässiger und verantwortungsloser Umgang mit uns in der uns umgebenden Welt, der Umwelt eben, in das Bewusstsein des Betrachters rücken sollte. Ein wahrlich ambitioniertes Unterfangen.  Und wie es mein Leben so wollte, wurde ich für mein aufrichtiges, aber sicher noch sehr dilettantisches Bemühen, wie durch ein Wunder mit dem 3.Preis in einer Reihe durchaus ernsthafter und professioneller Filmschaffender bedacht. Die öffentliche Präsentation fand in einem Heimatsaal ähnlichen Ding in der steirischen Landesregierung, der sogenannten „Burg“, statt, aber meinem unglaublichen Hochgefühl als offensichtlich ernstzunehmender, junger Filmemacher tat dies absolut keinen Abbruch.

Foto © Ina Aydogan

    Ich nenne dieses Kapitel „meine Preise“ in Anlehnung an eines der Werke eines der größten österreichischen Literaten und Theatermenschen und Österreich Durchschauer, Thomas Bernhard, mit dem mich bei größtem Respekt und Bewunderung doch auch eine gewisse Seelenverwandtschaft zu verbinden scheint. Besonders in Bezug auf meine ganz persönliche Wahrnehmung und sicher auch sehr eigenwillige Perspektive eines sogenannten österreichischen Bildungsunwesens und Kulturvertriebs, seiner offiziellen und zumeist selbsternannten „Retter“ und selbst inaugurierten „Kaiser“, die sich oft und immer öfter offiziell die Förderung des mehr als reichlich vorhandenen österreichischen Nachwuchses auf ihre wehenden und flehenden Fahnen heften, die in Wahrheit aber leider oft mehr sich selbst als sonst jemandem „helfen“. Die politischen und offiziellen Würdenträger und Vertreter von Bildung und Kultur gleichermassen und deren Förder- und Verhindererapparate, ihre ganze Eitelkeit, latente Verlogenheit und selbstgefällige  Grundeinstellung ohne oft auch nur einen Hauch oder Funken an Know How, geschweige denn Verständnis, Empathie oder zumindest Respekt und echtes Wohlwollen gegenüber den Protagonisten und Künstler*innen als auch dem innewohnenden, zumeist ungeborgenem Potential der nach wie vor, wie seit Maria Theresias Zeiten „unterrichteten“ anstatt einer aufgerichteten Jugend entgegenbringen zu können und zu wollen. Nicht alle, dem Universum sei Dank, aber immer noch viel zu viele.

Foro © † Uli Rennert

  

Bei all den Musikpreisen, die ich bis heute im Laufe meines Lebens als Musiker und Produzent alleine oder zusammen mit von mir betreuten und verehrten oder mit mir im Kollektiv zusammen arbeitenden Künstler*innen entgegennehmen durfte, geschah dies fast immer in einem diffusen Milieu aus Eifersucht, Neid, Missgunst bis hin zu tatsächlichem Hass unter einer pseudoliberalen und antikreativen Oberfläche von belanglosen, mehr oder weniger lieblos aufgestoßener Präsentationsforen und Mechanismen, die in letzter Konsequenz zumeist hauptsächlich als Bühne für die Eitelkeit der Veranstalter, Organisatoren, Förderfahnenträger und Sponsoren der selben in übermässig groß aufgeblasenem Zwielicht mit unnötigem Pomp und Trara feierten als die wahrhaftigen und eigentlich Kreativen und Künstler*innen selbst, die zu diesen selbstbeweihräucherten Zwecken eher als Vorwand und Mittel zum Zweck anstatt tatsächlich zu Ehrende Herhalten mussten und das leider oft noch immer glauben, genau so tun und ertragen zu müssen.

Foto © Rainer A. Rygalik

  

Der nächste Preis, der sich in mein Bewusstsein drängt, war ein österreichischer Jazzpreis, veranstaltet und gehostet von einem damals wichtigen, weil gut möglich einzigen, österreichischen Jazzmagazin. Damals, Mitte der 80er Jahre, war ich mit meinem treuesten musikalischen Wegbegleiter und Lebensfreund Peter Herbert, einem nicht nur für mich weltbesten und großartigsten Kontrabassisten, die ich je kennen- und schätzen lernen durfte, Mitglied – ja: Gründungsmitglied des damals berühmten und inzwischen legendären „Wolfgang Muthspiel Trios“ mit dem damals noch blutjungen , österreichischen Gitarristen Wolfgang Muthspiel.

Wolfgangs Bruder, der Posaunist/Pianist/Komponist/Künstler und Dirigent Christian Muthspiel hatte mir noch während unseres gemeinsamen Studiums an der damaligen „Hochschule für Kritik und fehlende Gunst“ in Graz schon von seinem hochtalentierten Bruder erzählt. Und ich war es dann auch, der Wolfgang nicht nur sein erstes Konzertengagement gab, ich holte den blutjungen Shootingstar in unsere damalige Band „Music Company“.

  

Wie der alte Jazzteufel es jedoch so wollte, waren wir, das „Wolfgang Muthspiel Trio“, nicht nur als Band nominiert, sondern auch jeder einzelne von uns ritterte für sich selbst auch um den begehrten Titel „Jazzmusiker des Jahres“.

   Die Preisverleihung und das vorangehende Präsentationskonzert um die Gunst einer von mir inzwischen vollkommen in Vergessenheit geratenen Jury fanden aus mir bis heute unerfindlichen Gründen in Schloss Mauterndorf im Salzburger Lungau statt, einer kalten und sehr unpersönlichen, sperrigen Burg mit einem gewissen, wirklich nicht zu leugnenden Altnazi – Geruch und Flair, den ich weder damals noch heute klar einordnen kann. Zu meinem persönlichen Unglück gewann nicht nur das „Muthspiel Trio“ den ersten Preis als beste Jazzband, sondern auch ich den ersten Preis als bester Jazzmusiker noch vor dem Namensgeber des damals berühmt, berüchtigten Trios.

friends – Foto Rajner A. Rygalyk

   Dass wir drei als Band, sozusagen als die nächste Generation nach Joe Zawinul, damals noch eine echte Pioniertat, mehr oder weniger gemeinsam via der internationalen Talentebörse und Musikerfabrik “Berklee College Of Music” in Boston in die USA auswanderten, und 1988 gleich auf Anhieb den damals sehr renommierten „Down Beat Newcomer Award“ für die „Best National ( national war in dem Fall die USA ) Jazzcombo“ gewannen, machte mich persönlich aber im selben Atemzug zu einem deklarierten Fan der US Amerikaner, wo eben einzig und allein, so schien es mir damals zumindest, Leistung und Performance zählten und es offensichtlich völlig unerheblich war, woher man tatsächlich kam. Da schienen Leistung und Qualität alle amderen mir aus Österreich vertrauten Kinkerlitzchen klar und hell zu überstrahlen.

Lebensfreund & soulbrother Peter Herbert, Foto @ Eckhart Derschmidt

Diese Tatsache finde ich nach wie vor herzergreifend großartig und ich empfand es wie einen gigantischen Befreiungsschlag für meine „geht net – hamma net – brauch ma ned“ belastete Ösis Seele, wie ich das selten wieder in dieser Intensität erleben durfte. Dass eine kroatische, slowenische oder ungarische Band je einen österreichischen Bandwettbewerb gewonnen hätte, entzieht sich bis heute meiner Erkenntnis.

   

Viele Jahre intensiver, prägender musikalischer und menschlicher Abenteuer später, im Jahr 2005, bekam unsere damalige Live Club Jam Band „Café Drechsler“, die demnächst mit ihrem Release „Let It ““Touch You“ ihr 22jähriges Bestehen feiern wird, den österreichischen Musikpreis Amadeus verliehen, und zwar in der nach wie vor existierenden “Wischi – Waschi Alles bis Nichts” Kategorie „Jazz, Blues und Weltmusik“, was unser damals grenzgeniale Laudator, der Kabarettist und Schauspieler Roland Düringer präzise auf den Punkt zu bringen wusste.

Foto @ Rainer A. Rygalyk

Über diesen Award habe ich mich in der Tat sehr gefreut, zumal wir dieses Album namens „Radio Snacks“ auf dem von mir und der Mutter meines Sohnes Aljosha, Isabelle, speziell für diesen Zweck gegründeten, eigenen Label „Mouth to Mouth“ veröffentlicht hatten. Ich durfte vor der vollständig angetretenen österreichischen Musikindustrie Belegschaft meine kleine Dankesrede abhalten, was damals noch vom ORF, dem öffentlich rechtlichen Sender, österreichweit im Fernsehen bei vergleichsweise hohen Einschaltquoten übertragen wurde, was zum einen dem bedeutendsten Musikpreis Österreichs damals noch gebührenden Respekt zollte, was dann aber in Folge viel zu lange zu einer eher unerheblichen und nichtssagenden Minderheitenveranstaltung peinlicher Ignoranz bis Bedeutungslosigkeit ins österreichische Privatfernsehen abgerutscht war. Inzwischen ist er, wem auch immer sei Dank, wieder in den Händen des staatlichen Fernsehens gelandet.

  

Ich dankte meinen nicht anwesenden Bandkollegen, meiner anwesenden Labelmitbetreiberin, die inzwischen schon lange eine äusserst erfolgreiche Bookingingagentur namens Bella Concerts betreibt, unserm damaligen und inzwischen in Konkurs gegangenen Vertrieb „soulseduction“, unserem Mitarbeiter und Investor Tobias, der das alles erst durch sein finanzielles und persönliches Engagement ins Rollen gebracht hatte, natürlich bei unseren unzähligen Fans und beim oben genannten Laudator.

Isabelle Pfeifer, Chick Corea – Bella Concerts

Immerhin hatten wir den damals nominierten Joe Zawinul, die österreichische Jazzlegende schlechthin, sowie Rebekka Bakken, die nordische Jazzgöttin auf dem Major Label Universal, auf die Ränge verwiesen. Dass die international extrem erfolgreiche Band „Café Drechlser“ damals allerdings schon in ihren letzten Atemzügen und vor einer einer selbstverordneten, 10 jährigen Schaffenspause lag, wusste von den dort Anwesenden niemand.

Café Drechsler im Haydnsaal des Schlosses Esterhazy in Eisenstadt

  

Da wir trotz des damals medial noch relevanten „Preises“ zum Zeitpunkt seiner Verleihung nicht einmal die Produktionskosten hereingespült hatten, beschlossen wir gemeinsam, unseren Preis via Internet zu versteigern, was ein paar zusätzliche Euros und den Missmut der IFPI, der hinter dem Amadeus stehenden Organisation unter der Führung des damaligen Universal Österreich Bosses Hannes Eder einbrachte, die sich aber nicht in erster Linie wegen unserer Versteigerungsaktion echauffierten, sondern vielmehr ob der entgangenen Möglichkeit, mitbieten zu können, was den Endpreis in ihrem Sinne in eine beachtliche, respektvollere und möglichst der Wichtihkeit des Preises angemessene Höhe hätte treiben können. All dies sorgte nicht nur für zusätzliche mediale Aufmerksamkeit für ein damals bereits im Sinken begriffenes Bandboot sondern auch für reichlich zynisches Feedback der nationalen Neidgenossenschaft.

the beginnings Foto © Markus Roessler

   

Ich möchte an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen, dass ich im selben Jahr noch einen „Mamadeus“, eine Kreation des Ausseeer Harbradler Frontmanns Flo Randacher, für mein musikalisches Schaffen erhielt, quasi das „Protest Gegenstück“ zum Amadeus. Die Hardbradler und Flo hatten ihren Amadeus Jahre zuvor im steirischen Toplitzsee versenkt, womit wir mit unserer Versteigerungsaktion ideologisch quasi auf der selben Matte standen.

   

Der Ersteigerer unseres Amadeus war übrigens ein Wiener Tauchsportgeschäft und der reale Marktwert des österreichischen Musikpreises Amadeus betrug im Jahre 2005 somit exakt Euro 352.- !

    2006 wurde mir der „Hans Koller Preis“ als österreichischer „Musiker des Jahres“ in einer für mich eher unangenehmen Zeremonie in meinem absoluten Wiener Lieblingsclub, dem „Jazz- und Musikclub Porgy & Bess“ verliehen.

Foto © Richard Frankenberger

   

Laudator war irgendein Politiker oder Bankheini, der mit Sicherheit weder vor noch nach dieser Verleihung je etwas von mir gehört hatte. Wenn Schlagzeuger in Österreich einen „Musikerpreis“ verliehen bekommen, besteht zumindest Hoffnung, für viele trommelnde Kolleg*innen, allen guten und schlechten Schlagzeuger Witzen zum Trotze, auch tatsächlich als „Musiker“ wahrgenommen zu werden. Meine Dankesrede an meine Neider endete ungefähr mit dem Satz: „ Man möge mir bitte verzeihen, aber ich habe mich nicht selbst gewählt. Vielen Dank!

  

Was dann folgte war allerdings ein wirklich , ohne falsche Scham, genialer „Jam“ mit meinem Freund Peter Herbert am Kontrabass, God on trumpet – Matthieu Michel aus der französischen Schweiz, dem bekannten deutschen Sänger und Songwriter Clueso mit dessen Gitarristen Christoph Bernewitz und dem fantastischen Keyboarder und Pianisten Martin Reiter.

oto © Rainer A. Rygalik

  

Mit der einzigartigen und aussergewöhnlichen Künstlerin Anna F., jetzt in London lebend und sich “Friedberg” nennend , die ich jahrelang , anfangs als Artist Developer und später als Produzent, musikalischer und persönlicher Berater sowie persönlicher Manager auf ihrem international erfolgreichen und atemberaubenden Weg quasi von Anfang an begleiten durfte, waren noch weitere Amadeus Verleihungen am Start, die sie als erstes 2009 als „Beste Popkünstlerin des Jahres“ für ihren Song „Time Stands Still“ erhielt. 2010 gewann sie den Amadeus für unser gemeinsam produziertes „Album des Jahres“ , welches auch Gold in Österreich einfahren konnte, und noch einmal den „Popstar des Jahres“.

Nachdem sie 2009 für einen nationalen Affront bei der Verleihung gesorgt hatte, indem sie sich als „Independent Artist“ bei ihren Sponsoren und Förderern bedankte, was ihr die gesamte österreichische, selbsternannte „Elitepresse“ wie ua. „Der Standard“ und „Der Falter“ sehr übel nahmen, bedankte sie sich, offensichtlich leicht traumatisiert und verunsichert, in Folge 2010 zur Sicherheit bei niemandem mehr – auch nicht bei mir.

Für den Song „DNA“, der in Italien vergoldet werden konnte, wurde ihr Jahre später ein weiterer Amadeus für den Song des Jahres verliehen.

http://www.friedberg-music.com

Die „wahren“ Preise, Belohnungen, Diamanten und Sternstunden eines, meines Musikanten- und Musikerlebens finden und fanden sich jedoch immer, oft vollkommen bis relativ unspektakulär im Aussen, vollkommen unabhängig von der Berühmtheit der Veranstaltungsortes oder der Relevanz des Ensembles oder der jeweiligen Band , mit denen ich in inzwischen über 45 Jahren als drummer , in über 58 Jahren als Musikant arbeiten, spielen, fliegen lernen und Wunder sowie das sich Manifestieren von Zauber und Magie erleben durfte:

Foto © Sandra B. Mauerhofer

es waren Momente mit meinen Eltern steirische Hausmusik spielend und miteinander singend in unserer Küche in Irdning, meinem Vater an der Zither und mir am Akkordeon im alten Festsaal des Schöngrundner in Grafendorf, als Fagottist bei den Raumberger Kammermusiktagen, als Sänger im Oberschützer Schulchor auf Konzerttournee in Ulm, in unzähligen kostbaren Momenten und Augenblicken als Drummer, Sideman, Producer und Artist Developer mit einer Vielzahl verschiedenster Künstler*innen, Projekten und Bands auf grossen Festivalbühnen und in kleinen Musikclubs als auch in den verschiedensten Ton- und Probestudios in Berlin, Paris, London, NYC, Rom, Mexiko City, Wien, Pinkafeld oder Seoul.

Einem kleinen Jazzclub in Summerville, einem Stadtteil von Boston, namens „The Willow“ oder im „Bradleys“ in NYC, in einem Zirkuszelt oder auf Schloss Freiberg in Gleisdorf, am Lagerfeuer in der oststeirischen Pampa oder im kleinen Künstlerdorf Groznjan in Istrien, wo Melodien und Rhythmen plötzlich zu atmen, zu leben, zu tanzen, zu fliegen, zu flirren, zu vibrieren begannen, uns Musiker und unser Publikum gleichsam in einem gemeinsamen Liebestanz umarmend, sanft und zauberhaft umhüllend, die Musik uns hemmungslos durchflutend und sich immer wieder ihren Weg bahnend direkt in unser aller Herzen und Seelen und alle wussten und wissen es in diesen goldenen, wundervollen Augenblicken, dass wir in Wahrheit eins und miteinander verbunden sind. priceless !!!

Foto © Richard Frankenberger

Geht es in Wahrheit doch immer um ein Berühren, und nie um ein Beeindrucken

Foto © Sandra B. Mauerhofer

Sound: Cafe Drechsler „Sense of Coming“

Rezept: fluffiges Erdbeeromlette, Empfohlenes Getränk: Gebirgsquellwasser oder Champagner

#162 „Coda – Die schamlose Piraterie an der Musik und ihren wahrhaftigen Künstlern“

Was ist denn da eigentlich wirklich los? Ich darf zu Beginn eine wunderbare Reflexion eines hellwachen Geistes und Zeitgenossen namens Zola Jesus zitieren, die den Sargnagel der aktuellen Musikerinnen- und Künstlerschar auf den sprichwörtlichen Tonkopf trifft:

„Es ist völlig offensichtlich, dass Spotify-Milliardär Daniel Ek noch nie Musik oder Kunst jeglicher Art gemacht hat. Er weigert sich zu verstehen, dass es einen Unterschied zwischen Waren und Kunst gibt. Das Potenzial für kulturelles Wachstum wird darunter leiden. Wir leben in einem Zeitalter, das Künstler ermutigt, schneller schwächere Arbeit zu machen. Dieses Maß an Druck und Entpriorisierung der Qualität ist das Gegenteil von großer Arbeit, und in diesem Fall werden wir einen Überschuss an beschissener Musik haben. Ist es wirklich das, was wir wollen? Oder brauchen? Daniel Eks Zukunftsvision besteht darauf, Musiker in Fabrikbots zu verwandeln, die gefrorene Hamburgermusik für niemanden außer dem Algorithmus herausbringen.“

Das erklärt eigentlich schon recht viel, allerdings nicht alles. Aber das ist im Prinzip der wackelige, morsche, Konsum vergiftete Boden auf dem junge und alte, arrivierte und ambitionierte, wahrhaftige Musikerinnen und Künstlerinnen gleichermassen anscheinend heute bravourös balancieren können sollten oder zumindest glauben es irgendwie allen Widrigkeiten zum Trotz schaffen zu müssen. Mit voller Kraft und aller Energie raus aus dem profitgeilen Dreck, aus dem es kaum ein Entkommen zu geben scheint. Ist das so?

Ich möchte versuchen, so etwas wie eine, sicher sehr persönliche Augen- und Ohren öffnende Chronologie der oft verdammt trickreichen Fallen und böse versteckten Eckpunkte sowie still und leise von statten gehenden Realitätsverschiebungen eines Musikerlebens durch die letzten 5 Jahrzehnte, Seite an Seite mit einer Musiker und Künstlerinnen gleichermassen vereinnahmenden Musikindustrie, die ich selbst als schaffender Kreativer aus erster Hand und an vorderster Front miterleben durfte, zu veranschaulichen und erkennbar sowie bewusst zu machen.

back in the dayz…. feels like yesterday and like ages ago at the same time, probably because there simply is no time

Am Anfang steht oft nur eine scheinbar vollkommen harmlose, banale Frage: „Welche Musik machst du eigentlich?“ Eine Frage, die mir den Grossteil meines Musikerlebens, zwar meistens unbewusst, immer extrem auf die Nerven ging, bis mir erst in den Letzten Jahren ein Lichtlein hinter dieser in Wahrheit klassischen Fang Frage aufzugehen begann.

Ich wollte mich einfach schlicht und einfach nie freiwillig in eine weder von mir noch von den Musikerinnen und Künstlern geschaffene Box setzen lassen, Deckel zu und basta. Nicht auch zuletzt deshalb, weil ich jahrelang selbst in einer derartigen Box namens „Jazz“, den ich bis heute liebe, wie Klassik und Funk, Deep House, HipHop, Soul, Singer Songwriter Pop, Tango, echte Volksmusik und drum’n bass auch, gefangen gehalten wurde. Nur weil ich einmal in meinen jungen Jahren auf einer Jazzakadmie versuchte, so gut wie möglich mein Instrument beherrschen zulernen und mit einer zugegeben, relativ grossen Anzahl von teils arrivierten, vornehmlich US amerikanischen Jazz Stars als auch angehender, heimischer rising Jazz Jungspunde damals Alben aufgenommen, mehr oder weniger absurde Wettbewerbe gewonnen und auf vielen Festival- und Club Bühnen ein paar Jahre lang zugegen war. Meine Musik Liebe als Drummer galt allerdings immer bis heute jeder art von erdiger, tief verankerter und so viele Ärsche und Herzen wie möglich bewegender Groove Musik, ich nenne das jetzt einfach mal so.

Das Wolfgang Muthspiel Trio mit Peter Herbert und mir, damals in den late 80ies in Boston, USA
Wir gewannen doch tatsächlich den downbeat Wettbewerb als angeblich beste up- and coming Jazz Combo der USA

Mussten sich Mozart, Bach, afrikanische Trommlerinnen und Medizinmänner, ein Mollner Maultrommler (bin der volle Fan), mongolische Sänger und Heiler oder Kubanische oder Indigene Perkussionisten vor ein paar hundert Jahren nur, mit dieser Frage herumschlagen? sicher nicht.

Was so unschuldig klingt und scheinbar harmlos begann, war die erste, alles andere als zufällige, also definitiv vorsätzliche Übernahme und schleichende Vereinnahmung des kreativen und offensichtlich bereits damals beträchtlichen Wert schaffenden Potentials der Musikerinnen durch eine sich in ihren äusserst fragwürdigen, weil alle Vielfalt extrem einschränkenden Anfängen befindliche Musik Industrie. Sie schuf damals nur zwecks wesentlicher Vereinfachung ihrer Marketing- und Promotion Aktivitäten mitten quer durch eine extrem vielfältige, friedlich nebeneinander existierende Musiklandschaft, vollkommen aus jedem Zusammenhang gerissen, ein paar lächerliche, oberflächliche Kisten namens Pop, Klassik, Rock, Jazz, Soul, Rock’n Roll, Schlager, Folk, Volksmusik und R’n B, nur um eine stetig wachsende Zahl an ambitionierten Musikerinnen und Künstlerinnen, möglichst Zielgruppen gerecht den Musikliebhabern und „Kunden“ vermarkten und verkaufen zu können.

Tom Resch, Lenny Kravitz, Anna Friedberg and your’s truly, kurz vor einer gemeinsamen Europa Tour

Und dann wurden jahrelang unter den dafür konstruierten Rubriken, Marken und Kategorisierungen Tonnenweise, Vinyl-, Kasetten- und CD Alben verkauft. Dann kam aber sehr bald heimlich, still und leise aber umso schneller über Nacht der nächste böse Coup der Musikpiraten:

Man bemerkte, dass man bei viel zu vielen Künstlerinnen viel Zeit und oft noch wesentlich mehr Geld in ganze Albumproduktionen investierte, um dann in den meisten, besten Fällen oft bloss einen einzigen Song daraus, wenn überhaupt, erfolgreich vermarkten und verkaufen zu können. Es waren nämlich einmal Musikerinnen, Produzenten und Artists am start, die hingebungsvoll und ohne Rücksicht auf den illusorischen Faktor Zeit oder den immer wesentlicheren Faktor Geld bzw. Profit fantastische Alben, atemberaubende, in sich stimmige Gesamtkunstwerke, ganze Abenteuer und wundervolle Reisen in vormals unbekannte musikalische und die Fantasie beflügelnde Welten schufen. Damit war plötzlich und radikal Schluss, als man die Musiker- und Produzenten Kolleginnen mittels des nach wie vor aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen begehrten Giftes „um jeden Preis berühmt zu werden“ mehr oder weniger sanft dazu genötigt hatte, nur noch auf einzelne Songs und Singles, auf die sogenannten „Hits“ zu schielen und zu setzen.

meine US Band „Pink Inc.“ mit Delmar Brown und Jamaaladeen Tacuma

Genau an diesem Wendepunkt trifteten die kreativen Welten von Schriftstellerinnen und die der Musikerinnen in vollkommen entgegengesetzte Richtungen und vollkommen verschiedene Welten bis heute drastisch, brachial und radikal auseinander, befeuert durch eine mehr und mehr profitgeile, gierige und ausschliesslich profitgesteuerte Musikindustrie.

Die meisten Schriftsteller schreiben ja bis heute vor sehr erfolgreich ganze Bücher. Vollkommene, in sich stimmige, mit Alben vergleichbare, oft noch durchaus auf echtem Papier, wundervoll gebundene und gestaltete, mit fantastischen Einbänden versehene, tatsächlich auch oft noch nach Druckerschwärze oder eben Papier duftende Werke trotz einer auch dort sich breit machenden digitalen Variante, vor der die Schriftstellerinnen jedoch nicht so einfach in die Knie zu zwingen waren und nach we vor sind, und geben sich eben nicht bloss mit kreativen und literarischen Fragmenten, Kolumnen, Aufsätzen, Zitaten, Pointen oder Kürzestgeschichten zufrieden.

Anna F. opening für Lenny Kravitz aus der Schlagzeuger Perspektive

Zugleich gesellte sich zu einer immer flacher werdenden musikalischen eben auch eine digitale Revolutionslawine hinzu, die augenblicklich viel Kreatives und Einzigartiges, Innovatives möglich machte aber im selben Atemzug unter sich begrub. Wo auf diversen Plattfomen wie iTunes und Co eine Zeit lang sowohl sogenannte Alben, die oft und immer öfter lieblose, nur als ein noch gewohntes „Produkt“ für die Konsumenten getarnte,verfügbar gemachte, oft lieblos um eine erfolgversprechende Single, also einen einzigen Song herum gestrickte Albumvarianten waren und damit in Folge auch dem „Konsumenten“ immer entbehrlicher erschienen. Daneben boomten gerade immer häufiger und öfter eben nur Single oder maximal EP Produktionen .

Viele Plattenfirmen begannen fast zeitgleich immer öfter nur mehr einem einzigen, erfolgversprechenden Song, und eben nur diesen Song, den potentiellen Hit, unter Vertrag zu nehmen, mit der Künstlerin bzw. dem Künstler als mehr oder weniger lästiges Anhängsel, um diesen einzigen Song dann auf allen zur Verfügung stehenden Platt – Formen für die potentiellen „Konsumenten“ und genau erforschten und immer klarer definierten Zielgruppen vermarkten zu können. Das Verschwinden von CDs und CD Players ging ebenso schleichend daneben einher, obwohl Vinyl besonders bei den wahren Musikliebhabern eine neue Auferstehung und Renaissance zu feiern begann. Also gab es nicht nur Konsumenten, von denen immer mehr dazu erzogen wurden, dass alles billig sein bis nichts kosten darf, also im Grunde der jegliche Qualität zerstörerischen message, nichts wert sei. Nein – Es gab und gibt nach wie vor Menschen, die tatsächlich allem Konsumwahn zum Trotz, Musik „lieben“.

die geniale Wiener Band „Nick Modern“ mit dem Sohnemann Aljosha Kareem an den drums

Auf Basis all dessen begann eines nicht sehr weit zurück liegenden Tages der vorerst letzte, wohl gigantischte Streich der Musikpiraten, indem sich der Geschäftsmann Mr.Ek mit seiner Spotify Idee und so gut wie alle Major Labels in einem fragwürdigen Duett , nein: besser: Chor mit krimineller Energie auf einen gemeinsamen Raub- und Beutezug und Abgesang ohnegleichen zur beidseitigen Profitmaximierung, auf Kosten aller Künstlerinnen und Künstler verschworen und zusammengesungen hatten.

Die Künstlerinnen und Künstler liess man im Glauben, um von den inzwischen begehrten „Konsumenten“ nur ja wahrgenommen und gestreamt werden und um den bitteren Preis, „berühmt werden zu können“, bei jedem Scheiss mitmachen zu müssen. Ein Deal und Szenario, was für die inzwischen streaming Süchtigen, alles gratis erwartenden „Konsumenten“ massgeschneidert wurde. Ein infamer, kaltschnäuziger Kreativdiebstahl ohnegleichen in verschiedenster Hinsicht.

Die Café Drechsler Kaffehaustour 2021 durch die coolsten und schönsten Kaffeehäuser Wiens

Musiker verbringen inzwischen weite Strecken ihrer wertvollen Zeit nicht mehr damit, Songs zu schreiben oder diese liebevoll und hingebungsvoll gleichermassen zu komponieren, zu arrangieren, zu proben und zu produzieren, sondern um eben möglichst auf einer Vielzahl aller gängigen Platt Formen in extremer Selbstausbeutungsmanier überall dabei zu sein, koste es was es wolle. Oft als Marketingtussi, Content Manager und Entwickler, Videoproduzent, Webseiten Gestalter, und, und, und… in Personalunion sein und ihr künstlerisches und kreatives Potential um 0,004891 Dollar pro Song und Stream zu verhökern und zu verschleudern. Furchtbar. Grauslich. Eine echte Tragödie und ein in Wahrhaftigkeit eiskaltes Vergehen gleichermassen.

Harri Stojka, lonely on Stage beim Soundcheck im Grünen

Was tun? Liebe geschätze Musikerkolleginnen und Kollegen, liebe Freunde welcher Musik auch immer, die etwas mehr Tiefgang hat als von künstlicher Intelligenz oder von irgendwelchen Fliessband Formate füllenden Produzenten billigst zusammengeschusterterr, grottenschlechter und oberflächlicher Soundgacke: Bitte , Bitte – macht nicht bei jedem Scheiss mit. Ihr müsst gar nichts !!! Von dieser Konditionierung profitieren ausschliesslich Spotify , eine Musikindustrie und mit Marketingmillionen gestützte Superstars, und sonst niemand. Macht stattdessen bitte wieder Musik für Menschen, die Musik wirklich schätzen und lieben, die wahrhaftige Künstlerinnen und Künstler und nicht als Künstler verkleidete Marketingtussen schätzen, supporten und lieben und befreit euch aus dieser Produkt-, Marketing- , Selbstausbeutungs- und Konsumentenfalle.

AleX featuring die geniale Wiener Band „Origami Punani“

Nehmt euch bitte an den Schriftstellerinnen und Schriftstellern ein bestes Beispiel. Bleibt euch und den Liebhabern eures kreativen Schaffens treu und macht euch nicht zu Prostituierten einer kaltschneuzigen Industrie und vollkommen verpeilter Konsumenten, die auf der ständigen Suche nach dem nächst besseren Moment und Schnäppchen bereit sind, alles Wahrhaftige, Wahre und Echte in diesem künstlich erzeugten Stress, einer vollkommen entbehrlichen Hetzte und einer Vielzahl fiktiver, unnötiger Wettbewerbe zu verraten und für immer zu verlieren: Qualität, Würde, Tiefe, Kunst, Kultur, Musik, Schönheit, Wahrhaftigkeit, das Gefühl für Qualität, Stille und ein Leben und Schaffen, welches seit jeher nur im Hier und Jetzt statt findet. Immer und ewig. Danke. Euer AleX

Es heißt, dass Johannes Brahms mit einem Freund am Strand spazieren ging, der sich beklagte, alle gute Musik sei schon geschrieben worden. »Oh schau«, sagte Brahms und zeigte aufs Meer hinaus. »Da kommt die letzte Welle.« —TERRY PRATCHETT, Die Philosophen der Rundwelt

#161 was ist da los? „das“ ist los, wenn ihr es genau wissen wollt

Ja ja, ich weiss: Ich dachte, ich hätte wirklich längst schon alles gesagt, was ich so grundsätzlich zu sagen hätte. Aber dem ist nun offensichtlich doch nicht so. So ist das eben mit dem „Denken“ und so ist das auch mit dem „Leben“. Es ist wie es ist. Vor allem mit dem Leben als Künstlerin und Künstler in diesen ungewissen Zeiten, in einer sogenannten Kulturnation, in diesen Tagen des Umbruchs. Dieser kann an jeder Strassenecke bereits an seinem herben Duft der Veränderung ganz klar und mehr als deutlich wahr genommen werden. Oder sagen wir in diesem Fall doch besser: könnte wahrgenommen werden.

der Duft der Veränderung

Obwohl der Konjunktiv mit Sicherheit nicht unser Freund ist , sage ich dieses mal dennoch ganz bewusst „könnte“, weil ich mich in diesen Tagen in einer Stadt wie Wien, immer öfter einer rasant wachsenden Vielzahl mir immer unbewusster scheinender Menschen mehr oder weniger rat- und hilflos gegenübersehe. Manche von Ihnen vollkommen von ihrem Aussen als auch ihrem Innen hermetisch abgeriegelt, von ihrer Lebendigkeit vollkommen getrennt. Leicht zu erkennen am oft starren, leeren, abwesenden Blick, entweder bestöpselt auf die smarten Handies oder ins Leere starrend, vom sie gänzlich vereinnahmenden und scheinbar alles und jede Faser ihres Daseins umhüllenden, neongrellen, flauen Flachbildschirn eines Nichts und Nirgendwo geschluckt, verschlungen und teils vollkommen verloren.

Masken, Blicke, stumme, angstvolle, schreiende, verwirrte, verirrte, verängstigte, im Selbstgespräch, oder im Gespräch mit ihren Liebsten, wer weiss das schon, taub, nicht da, weg, weit weg, auf die Zehen steigen, anrempeln, fluchen geht immer. Eine für mich täglich zunehmend schwerere Übung, all das Wahrgenommene nicht zu verurteilen, irgendwie so davon unberührt wie möglich damit umzugehen, und nicht permanent „meine Güte“ unter meiner Maske hervorzuschnauben.

Familien Aus – Flug

Die Konzert Lotterie ist, wie schon viel zu lange, nach wie vor und immer noch in vollem Gange. Finden sie statt? dürfen sie stattfinden? dürfen sie weiterhin stattfinden? werden sie „so“ stattfinden? mit welchen Konzepten? müssen wir alle geimpft sein, was die meisten Musiker ohnedies schon lange sind? unter welchen Umständen können sie stattfinden? mit welchen Auflagen? vage Zusagen und Hoffnungsschimmer, harte Bandagen und Absagen – alles ist möglich. Alles andere als klare Rahmenbedingungen oder Situationen aus einer scheinbar längst vergessenen Realität und vergangenen Zeiten.

die Konzert Lotterie

Ich habe mich in den letzten 20 Monaten noch nie um derartig viele, gefühlte 500, tatsächlich wahrscheinlich wohl eher 100 verschiedene, vielfältigste Jobs rund um Musik, Professuren, Lehraufträge, Gastprofessuren, Abteilungs- und Schulleiterpositionen, an Universitäten, Konservatorien, Musikschulen im In- und Ausland, von Mannheim über Basel bis nach Salzburg, Nürnberg und München beworben bis hin zu Eventmanagement, Kulturvermittlungs- und Promotionjobs in Museen und ähnlichen Institutionen. Nichts. Lauter Absagen. Nicht eine einzige Enladung zu einem Vorstellungsgespräch. Nada. Das Leben hat wohl anderes mit mir vor…..

Gut. Ich bin ja schliesslich schon 62. Und fit wie nie zuvor in diesem meinem geliebten, spannenden Leben. Ist man da wirklich nicht mehr systemrelevant? Entsorgen wir tatsächlich vollkommen sorg- und verantwortugslos mit den Oldies ihre sämtlichen Skills, ihr Wissen, hre Erfahrung und auch ihre Weisheit, die mit einem gewissen Alter ja einhergehen sollen wie wir bei unseren Kindern in den Schulen als erstes ihre angeborene Neugier und Lernfreude zu killen imstande sind? Potentialvernichtung on every level – zugunsten wovon eigentlich?

altes Eisen, junger Quälgeist

Besonders wo es doch um Bildung, nicht Aus-, Ein- oder Umbildung meine ich, sondern um die Weitergabe von Skills, von Know How, von Erfahrungen, um das Sichtbarmachen von Zusammenhängen, um Begeisterung und Enthusiasmus, um das Öffnen von Scheunentüren in das grenzenlose Umiversum der Kreativität, um Spielfreude, der Freude am Spiel, um das wesentliche Nehmen und Auflösen einer sinnlosen und jeden kreativen Fluss störenden Angst vor dem Fehlermachen und einem bisschen Weisheit gehen könnte??? Interessiert das wirklich Niemanden? ist das wirklich niemandes Anliegen? Zumindest niemanden der aktuellen Entscheidunsträger im derzeit nach wie vor alles beherrschenden Bildungssystem.

Unter den Jungen, Alten, ganz Jungen und ur Alten, den Neugierigen und neugierig Gebliebenen, den wirklich Interessierten, Neuem oder anderem, bis dato Unbekanntem gegenüber Offenen gibt es einen unglaublich riesigen Bedarf, genau danach. Nach geschützten Räumen, um ohne Ängste, jenseits von Bewertungen und Beurteilungen mit Freude und Entdeckergeist ausprobieren, zu erkunden, etwas üben, etwas mit Freude lernen, erlernen, kennen lernen zu dürfen, an neuen und neuartigen Zugängen, Herangehensweisen off the main path, nach neuen, weil bislang unentdeckten, riesigen Fenstern und Türen in innere und äussere Erlebniswelten – Gigantisch.

Erlebniswelten

Nur: was mache aber ich jetzt mit meinen eigenen inneren und äusseren Erlebniswelten in dieser merkwürdigen Zeit, in meinem konkreten Fall, der sich in vielen Punkten sicher nicht so sehr von anderen Realitäten meiner Künstler Kolleginnen und Kollegen unterscheiden wird? Die Bank will ihre Raten und droht mit Kontoauflösung, die Hausverwaltung pocht auf ihre Mieten, der Energieversorger will seine Kohle für Gas und Strom, die Telefon- und Internetanbieter ihre monatlichen Abrechnungen beglichen haben, die SVS, die Hochprämien Zwangsversicherung für Selbstständige und EPUs will ihre stolzen vielteljährlichen Beiträge, der Steuer´verräter will seine Rechnung beglichen haben. Ebenso die Haushaltsversicherung. Und, und, und….

der Härtefall Fonds

Auch nicht mit einem Härtefall Fonds oder anderen etwaigen in Frage kommenden Unterstützungen kommt man da noch sehr viel weiter. Zumindest vor einigen Monaten konnte man sich noch vorstellen, wie sich das mit einem bedingungslosen Grundeinkommen überhaupt so anfühlen könnte. Ein schon lange bestehendes Konzept für arrivierte und wahrhaftige Künstler in Frankreich etwa, und ja, man glaubt es kaum, auch in Kroatien. Da gbt es tatsächlich so etwas wie eine Grundversorgung für Künstlerinnen und Künstler. Da geht einem die Würde als Künstlerin und Künstler nicht ganz so schnell, im Idealfall nie verloren, wie das hier bei uns sehr wohl sehr leicht passieren kann. In unserer mit stolzer Brust und dem Verweis auf den Mozart Wolfi und den Hölzl Hansi behaupteten „Kulturnation“ Österreich. Da gehen die Hilfsprogramme und Beträge rasant zurück, obwohl die Pandemie und die damit zusammenhängenden Bestimungen nach wie vor eine Realität sind. Unterstützungen laufen hierzulande trotzdem aus und ein Ende dieses Privilegs, einmal die Basics finanziert zu bekommen ist leider auch schon lange wieder in Sicht.

dss Wasser bis zum Hals

Stattdessen wirft man hier mit neudeutschen, merkwürdigen und grauslichen Begriffs- wie Untergriffskreationen wie wild um sich: „Kulturschaffende“, „Musikschaffende“, „Kunstschaffende“ und, letztens bei Kultur am Montag im ORF vernommen: „Kulturarbeiterinnen“. Zugleich spricht man von der „Kulturbranche“, also einem wohl profitablen Erwerbszweig für die Kulturarbeiterinnen, wie die „Toursimusbranche“ oder so. Nur – ganz ehrlich: wer fühlt sich angesprochen, wenn jemand sagt: Liebe Kultur- Und Kunstschaffende, Liebe Kulturarbeiterinnen? Manager? Promoter? Verlage? Plattenlabels? Festival Intendanten? Ausstellungs Kuratorinnen? Kulturgemeinderäte? KulturMarketing und Promotion Personal? Buchverkäufer? Antiquitätenhädler? Christus Schnitzer? Bauchredner? Kinobetreiber? Der Putztrupp im Musikverein oder im Konzerthaus? der Portier an der Musikuni? gut möglich – ich mich allerdings sicher nicht. Denn ich bin, wie meine geschätzten Kolleginnen und Kollegen auch: Künstler.

was das soll

Was tun also? unbedingt etwas das a) Sinn und b) Freude macht. „Kochen“, war meine glorreiche Idee. Kann ich sehr gut, liebe ich seit ich denken kann. Und so fragte ich bei einem meiner Lieblings Bioläden, ob man nicht einen so tollen und coolen Koch wie mich brauchen könnte. Leider Nein, hiess es. aber sie suchen jemanden in Teilzeit für ihre Gemüseabteilung, von 7 in der Früh bis Mittags, täglich, von Montag bis Freitag, ausser Donnerstag. Und genau das mache ich jetzt, inzwischen seit Wochen. Dort könnt ihr mich vormittags finden, Gemüse- und Obstkisten schleppend, die herrliche Bio Ware im wunderschönen Laden präsentierend. Mit Freude und sehr, sehr dankbar. Eine Ode an meine Würde als Mensch. Nicht als Künstler.

Dankbarkeit und Freude

Allein der Duft von frischen Äpfeln und Birnen jeden Morgen, wenn ich mein Rad ins Lager stelle, makes my day, der ich als Kind ja auf einem riesen Bauernhof aufwachsen durfte. Farben, Gerüche, Düfte, Kräuter, Erde, Wasser, Salat, Schnecken. Und ich darf soviel lernen, von allem was mich sowieso wahnsinnig interessiert: welch abenteuerliche und ungeheuerliche Gemüseproduzenten und Bauerngeschichten es gibt, Aussteiger, Quereinsteiger – und all das eingebettet in einem wunderbaren Team, ohne Hierarchien, in respektvollem und wertschätzendem Umgang miteinander, weil eben jede und jeder gleich wichtig ist. In Wahrheit – ein Traum.

ein Traum

Ich fühle mich nicht als Opfer, nein. Ganz im Gegenteil. als Gestalter meines wundervollen Lebens in Zeiten der radikalen Umbrüche, längst fälligen und langfristigen Veränderungen, in vollem Frieden mit meiner kreativen Seele und in grosser Freude darüber, über diesen meinen sicher ungewöhnlichen Weg etwas wirklich sinn- und freudvolles auf dem Weg zum Bezahlen meiner Rechnungen auf Augenhöhe mit meiner Würde und meinen Mitmenschen auf die Reihe gebracht zu haben. Ganz abgesehen von dem einen oder anderen rettenden Engel an meiner Seite, die es Gott sei Dank auch gibt, die ich nicht vergessen will , denn ohne zusätzliche Hilfe geht es manchmal wirklich nicht. Danke, ihr Lieben – ihr wisst wer ihr seid. Andere Künstler Kolleginnen von uns abeiten derzeit in der Gastronomie, am Bau oder in der Buchhaltung beim Steuerberater, fahren Taxi, in Küchen, sind im Catering Business tätig oder wurden gerade zum Lokführer ausgebildet. Viele Künstlerinnen und Künstler kommen gerade wirklich heftig unter die Räder.

Taxi in NYC – Yellow Cabs

Da fällt mir noch eine ebenso bizarre wie wundervolle Geschichte aus meiner Zeit in NYC ein: als ich einmal spät Nachts ein Taxi angehalten hatte, mit meinen Trommeln neben mir am Gehsteig, um von einem Konzert mit dem „Zebra Coast Orchetsra“ mit Gil Goldstein und einigen der besten Musiker des Big Apple damals , bei dem ich, schon damals so absurd wie heute, gerade mal genug für ein Coca Cola und meine Taxifahrten verdient hatte, um vom Sweet Basil im Westvillage zu mir an die Lower East Side nach Hause zu fahren, half mir der sichtlich schon etwas ältere, aber ur nette Fahrer beim Einladen mit meinen paar Trommeln. Als wir beide wieder im Yellow Cab Richtung Avenue C unterwegs waren, wurde mir mit einem Sclag bewusst, wer der Fahrer dieses Taxis war: Paul Motian, einer der genialsten Jazzdrummer ever. Wir hatten ein herzliches, tiefes und würdevolles Gespräch auf Augen- und Seelenhöhe und eine in Wahrheit viel zu kurze, wundervolle gemeinsame Fahrt home.

P.S.: Ab diesem November 2021 gibt es bei uns im St. Josef Naturladen jeden Dienstg am späteren Nachmitteg unsere „Corona Jams“ mit richtig leckeren Snacks, heissen Drinks und echter Live! Musik. EAT – PLAY – LOVE cYa there! euer AleX

Corona Jams

#160 ich bin * i am

Jetzt ist es Zeit. Jetzt ist es soweit – so gut. Jetzt hat sich’s mal ausgeblogt für eine lange Weile. Mit inzwischen unfassbaren #159 Beiträgen habe ich mich konstant und immer wieder, bis hier her und nicht weiter für ein paar Tage dieses Lebens dokumentiert, beleuchtet, erwogen, betrachtet, hinterfragt, gewurschtelt, realisiert, kreiert, philosophiert, eingemischt und durchgehantelt. Mit manchmal mehr und manchmal weniger treuen Fährten Lesern, einsamen Fahr Gästen, stillen Weg Gefährten, red seligen Bei Fahrerinnen, unbemerkten Mit Läufern, stummen Wegelagerern, steten Begleiterinnen, lästigen Zecken, schlimmen Bengeln, frechen Spatzen und freien Geistern.

ausgeblogt

Es scheint so, als würde dieser jetzige Punkt, dieser Augen Blick auf der imaginären Achse der Zeit ein wundervoller und wertvoller Wendepunkt für eine Veränderung voller Wunder und Werte weit jenseits der Vorstellungskraft eines hellwachen Geistes sich befinden. In vollem Vertrauen, ohne 1% Zweifel in , und ein glasklares Bewusstsein für all das, was der Strom des Lebens ständig mit sich bringt, uns offenbart, für uns ent – deckt, uns schenkt und wohin wir uns steuern und lenken zu lassen bereit sind, wenn wir es nur schaffen sollten, oder könnten, den Gefängnissen unserer Egos, unserer oft Jahrhunderte bis Jahrtausende alten Konditionierungen, verschiedenste Ängste, unnötige Sorgen, sinnlose Zweifel und persönliche Befindlichkeiten, unseren inneren Richtern und sonstigen gewaltigen Instanzen wie Schuld, Sorge, Befürchtungen, Wut, Trotz und der permanenten Angst, Fehler zu machen und ihrer missmutigen Zwillingsschwester, der Perfektion, zu entkommen.

Uns nicht bedingungs- und scheinbar willenlos unserem Denken und unserem Verstand auszuliefern und zu unterwerfen, unter der madigen und der von unseren Marotten zerfressenen Flagge unserer Sturheit, die sich oft sehr geschickt als „der mir eigene, von mir besessene Wille“ oder als die eigene Meinung zu tarnen weiss..

ohne 1% Zweifel

Hingabe an die unzähligen Einladungen und oft einzigartigen Chancen, die weit offenen Tore und Fenster, an die goldenen Potentiale unserer innersten Träume. Dankbarkeit für ein Herz, welches uns wacker durch unser Leben schlägt und für all die Talente und Geschenke, die uns, wenn auch sehr oft unbewusst oder manchmal sehr gut versteckt, zu Teil geworden sind. Aufmerksamkeit, Wachsamkeit und Klarheit über unsere Absichten. Achtsamkeit. Musik. Kunst. Atmen. Natur. Stille. Lebendigkeit. Singen. Kinder. Eltern. Tanzen. Spielen. Würde. Tiere. Pflanzen. Lachen. Kreativität. Staunen. Wertschätzung. Lauschen. Weinen. Gnade. Jugend. Alter. Heilung. Helfende, beschützende, uns leitende und an der Hand nehmende Helferleins, gute Geister – ich nenne sie „Engel“, die sofort auftauchen, zur Stelle sind und uns zur Seite stehen, sobald wir es wagen, unsere ersten Schritte zu machen, aber sie waren nie gesehen bevor wir loszugehen bereit sind. Ganz zuerst müssen wir schon zum Aufbruch bereit sein, auch wenn wir nicht zu wissen glauben oder müssen, wohin die jeweilige Reise ins Ungewisse eigentlich geht.

In Echt geht es schlicht und einfach nur um eine offene, innere Bereitschaft sich dem Leben ohne wenn und aber hinzugeben, denn man muss in Wahrheit nie weit gehen, sondern sich eigentlich nur bewusst werden dürfen, dass man selbst und damit alles erträumte schon immer da war und ist. Nur es zu erkennen sind wir oft nicht in der Lage, nicht bereit, nicht offen oder frei, befreit genug.

wir müssen nur tatsächlich vollen Herzens zum Aufbruch bereit sein

Wenn man allerdings nach den rettenden Engeln, den guten Geistern und Helferleins, Ausschau hält, damit sie einen zur Sicherheit gleich an der Hand nehmen mögen, bevor man loszulegen bereit ist, oder aus Angst, die Kontrolle über den eigenen Stillstand und oft auch das eigene Leid zu verlieren, die oft mühsam selbst gebastelten und schwer verteidigten und bewachten Komfortzonen, die oft alles andere als komfortabel sind, nur ja nicht aufgeben oder verlassen zu müssen, oder besser: zu dürfen, um schlussendlich wieder frohen Mutes in das Leben auf die innere Reise zu unserer eigentlichen Essenz, zu unserer Bestimmung, zu unserem Selbst, losgehen und eintauchen zu können, wartet allerdings ewig und vergebens. Das „damit ja nichts passiert“ manifestiert sich nämlich in einem eben solchen. JA! Dann passiert tatsächlich, wirklich, genau gar nichts. Nada. Schicht..

Nada

Uns zu erlauben, nicht mehr in Angst, Panik oder Stillstand glauben verharren zu müssen, den inneren Richtern und ewigen besser Wissern einfach mal das ständig plappernde Maul verbieten, unseren Ängsten, die jede und jeder hat, furchtlos begegnen zu üben, und mit unseren Träumen und dem uns inne wohnenden Potentialen auf Tuchfühlung zu gehen, sie anzunehmen und zu akzeptieren, lässt uns im Nu sofort wieder ganz leicht in den Flow, in den Fluss und Strom des Lebens gleiten. Ganz einfach, leicht und easy. Dass alles schwer, mühsam, hart erarbeitet werden muss ist nichts anderes als ein oft hartnäckiges Gerücht der Diktatur unserer Konditionierungen und vor allem, unseres Verstandes.

Also ein bisschen mutig sollte man sich schon sein trauen. Hilfsbereitschaft. Empathie. Schaffenskraft. Ein volles und erfülltes Leben halt, welches unsere innere Weite und Stille zu füllen weiss, erfüllen darf und kann. Aber leider nur solange wir uns nicht permanent zumüllen, vollquatschen, dauerberieseln, ablenken, vollstopfen und mit unnötigem, teils hochgiftigem Konsumramsch aller Art in eine bedrohliche und alles, ausser die Wirtschaft, lähmende Ohnmacht und konsumsüchtige, enge Sackgasse mästen und verführen lassen.

Stille

Jetzt fahre ich doch tatsächlich fast jeden Tag nach wie vor mit meinem geliebten Freiheitsrad in aller Früh raus aus der Stadt an die Donau, in die Pampa und schon wieder in einen neuen Sonnenaufgang, während ein Grossteil der Menschen ja damit voll beschäftigt worden ist, die Wirtschaft zu retten, obwohl viele von denen, so wie ich gerade auch, trotzdem kaum ihre Mieten, Strom und Sozialversicherungen bezahlen können. Wie kann das sein?? Wie soll das so denn weitergehen können?? Mein „schlechtes Gewissen“ macht allerdings keine Anstalten auch nur eine einzige, müde Augenbraue zu heben.

mit meinem geliebten Freiheitsrad in aller Früh raus in die Pampa

Aber Hauptsache ein Burger beim Mackie, ein Kaffeetschi beim Aufbäcker, oder ein Guten Morgen Krügerl oder Achterl beim Wirtn nebenan geht noch immer, oder? Nein, danke, nicht für mich. Ich bin mit meinem Kaffee, einem Semmerl oder Kipferl mit etwas Butter und Marmelade beim Standl von Ludwig Ehrenstrasser in Kritzendorf, auf dem zumeist halben Weg meiner morgendlichen Expedition, voll ok und überglücklich.

Krido Frühstück macht glücklich

Mann wird einfach nicht besser indem man andere immer runter-, schlechter- oder fertig macht. Man wird auch keine Spur intelligenter, wenn man tatsächlich glaubt, permanent darauf verweisen zu müssen, dass immer die anderen die Dummen, die Unwissenden oder die Dümmeren seien. Man wird auch weder entspannter noch perfekter, wenn man glaubt, das Gegenüber immer auf seine Fehler aufmerksam machen zu müssen. Man wird auch nicht glücklicher, wenn man permanent rummotschkert oder rumnörgelt. Man wird auch nicht schöner, wenn man immer wieder freizügig Hässlichkeiten verteilt. Man fühlt sich auch nicht freier, auch nicht freier von welcher Schuld auch immer, wenn man glaubt, immer über andere urteilen zu müssen. Man wird auch sicher nicht wertvoller, wenn man den starken Drang in sich verspürt, alles und jeden be- oder entwerten zu müssen.

Es kann nichts werden, was nicht schon ist oder schon immer war. Die Zeit, eine hartnäckige Illusion. Das Leben, ein wahrer Traum und ein einziges Wunder. Danke. Ich lebe so verdammt gerne. Und ich liebe mein Leben, und mein Leben liebt mich. Irre. Echt jetzt.

ich liebe mein Leben, und mein Leben liebt mich

„Never ever dim your own light“ – dimme oder nimm dein Strahlen nie und nimmer zurück, auch nicht einer vermeintlichen, gut gemeinten „Rück Sicht“ auf andere. Oder nur damit andere mit deinem Leuchten und Strahlen besser zurechtkommen mögen, oder damit nur ja nicht befürchtet werden müsste, dass sich so manche oder mancher jetzt zurückgesetzt oder benachteiligt fühlt oder wütend werden könnte, weil sie oder er glaubt, im seelischen Beleuchtungsladen unterausgestattet und womöglich vorsätzlich betrogen worden zu sein. Das, und noch einiges, Unglaublichstes mehr, durfte ich letztes Wochenende bei meinem ersten Familienaufstellungsseminar lernen und verinnerlichen.

Geleitet und begleitet von einer höchst versierten, extrem erfahrenen und mit Sanftmut und äusserster Umsicht gesegneten Mistress of Ceremony, einer verdammt liebenswerten älteren Psychotherapeutin, spirituellen Göttin und Schamanin in Personalunion namens Guni. Ein Traum, die Frau, und auch ihr ebenso liebenswerter wie zumindest ebenso kompetenter Mann Walter. Danke. Ein Hammer war das. Und es arbeitet und hallt nachhaltig.

never dim your own light , Foto © Katzenschlager

Angenommen, ich hätte jetzt Berge von Mut und eine richtig gesunde, tolle Portion von Gedankenlosigkeit. Nehmen wir an, ich könnte mich einmal einfach nur so wahr nehmen, ohne den Drang gleich wieder denken zu müssen oder gedacht zu werden. Einfach präsent, wach, aufmerksam und das Leben, mein Leben, in meinem Körper pulsieren spüren, jetzt. Einfach jetzt gleich. Nicht dann. Jetzt. In dem Körper, in den ich als Gast auf diese Erde genau jetzt, in diese verrückte Zeit der Veränderung von Vielem bis allem geboren werden durfte und die ich mit und durch diesen Körper erfahren und erleben darf.

Einatmen. Ausatmen. In Stille. Die Stille hören, sie durchwaten, sie durchatmen und durch mich schwingen und wandern lassen. Den einen oder anderen Gedanken am Horizont des Himmels meines Bewusstseins wie eine Wolke auftauchen , kommen und auch wieder gehen sehen. Stille. Meine sogenannte Persönlichkeit, meine schwer erarbeitete Biographie, meine ganzen zurechtgebogenen und zurechtgelogenen, hin und her interpretierten und sich permanent verändernden Geschichten, Konzepte, Namen und Formen einfach mal draussen, vor der Tür, stehen und liegen lassen können und dürfen. Und das darf und kann jederzeit jede und jeder. Das ist auch nicht sonderlich schwer. Es ist auch kein mühsamer, langer, beschwerlicher Weg dorthin zu scjhaffen. Jede und Jeder kann das. Einfach mal so. Jetzt. Das geht immer. Weil immer Jetzt ist.

Wer oder was in uns sieht und beobachtet all das denn jetzt? Durch welche Linse vor oder hinter den Augen unserer Wahrnehmung, jenseits all unserer Konditionierungen durch Familie, Geschlecht, Kultur, Zeitgeist und, und, und guckt es denn da, wenn „es“ all das einmal in aller Gelassenheit, Ruhe und Stille beobachtet? Dieses stete Kommen und Gehen wird wohl von etwas beobachtet, was nicht ständig kommen oder gehen muss. Von etwas, das immer und überall, in und ausser uns allen einfach IST.

Das Bewusstsein, das um einige Stockwerke tiefer liegt oder um einige Luftschichten höher fliegt als sich das der immer gerne alles und jedes kontrollieren wollende Verstand je auszudenken in der Lage wäre. Jetzt sind wir in einer Zone des bewussten, hellwachen Wahrnehmens gelandet, weit jenseits von Kontrolle und analytischem, permanentem Gedankendurchfall oder Denkverstopfung, wo wir uns vom Zwang und Drang unseres Egos und Ego minds, einer krassen Sucht, die alles permanent glaubt erklären, benennen, kategorisieren, bewerten, beurteilen, analysieren und verstehen zu müssen. Sich einmal getrost von all dem Ballast und dem oft wirklich unnötigen und genau so oft wenig hilfreichen, zusammengedachten, analytischen Kram verabschieden zu dürfen und JA! das durchaus auch können lernen können. Jetzt gleich. Jetzt. Nicht dann. Weil es eigentlich ganz leicht und überhaupt nicht schwer, aber nie zu spät ist. Damit endlich sein kann und darf, was schon immer war und immer schon ist.

Mein Sohnemann ist jetzt jedenfalls ausgezogen, in sein Leben und in seine Kraft. Wunderbar. Und ich geh‘ jetzt auf jeden Fall mal kochen, im „Feldhasen“ im Sonnwendviertel, gleich hinter dem Hauptbahnhof, arbeite im St. Josef Bioladen, kümmere mich um die Fertigstellung unseres Café Drechsler Jubiläumsalbums und widme mich meinem Herzensprojekt „Räume für Träume“, unserem okösozialen Bildungsprojekt im Burgenland und der gleichnamigen Radiosendung, gehe oft und gerne wieder Schlagzeug üben. Ich schreib auch wieder gerne mal mit Freude den einen oder anderen geilen Song und freue mich über jedes einzelne Konzert an dem ich als Musiker teilhaben darf. Wir hören und sehen uns jedenfalls, hier, in diesem wundervollen Fluss des Lebens voller Wunder. ❤ Alles Liebste, AleX

#159 „last, but not least – offensichtlich nichts dazu gelernt“

Die vollkommen optimierten sowie mega effizienten Ende nie gepimpten Alles und Besser Wisser und Klug Scheisser allerorts wussten es möglicherweise natürlich, wie immer , besser, aber besser gekonnt haben sie es diesmal sicher alle miteinander nicht . Oder doch? Im Sommer wie früher. Ja, das war und ist er, ein Sommer wie früher. In etwa genau so toll wie letztes Jahr, was das Wohl, die allgemeine Verunsicherung und Orientierungslosigkeit der Menschen, der Kinder, der Familien, der Studierenden und Schüler, der Jungen und Alten, der Gesunden und Kranken – der Gemeinschaft, der Allgemeinheit – des einzelnen Individuums betrifft. Eine einzige Gemeinheit, das Ganze. Ein absurdes Dilemma oder knallhartes Kalkül erster Klasse. Man wird sehen.

man wird sehen

Keiner weiss irgendetwas. Alle taten bis vor kurzen ja so, als wär nichts, bis schlussendlich alle wussten, dass da ohne jeden Zweifel sehr wohl noch etwas war: eine „fullblown“ Pandemie nämlich. Und zugleich paradoxerweise, allerorts Impfskeptikerinnen und Skeptíker ohne Ende, die Angst vor der Impfung bei viel zu vielen um ein inzwischen absurdes Vielfaches grösser als die Bereitschaft zur Vorbeugung vor einem weltweit grassierenden, keine Grenzen und Schranken akzeptierenden, sich permanent verändernden und sich täglich neu anpassenden und sich neu erfindenden, mitunter sehr wohl tödlichen Viruses.

Zweifel

Impfverweigerung als Form einer äusserst fragwürdigen, gut möglich vollkommen missverstandenen, unglücklichen bis patscherten Systemkritik, als Protest gegen angeblich diktatorische Regierungen, die sich mitunter sehr wohl oft geschickt bis provokant selbstgefällig als Demokratien zu tarnen vermögen, gegen die Gesellschaft, deren Teil jede und jeder von uns genau so ist, wie auch gegen das „System“, an dem auch jede und jeder seinen Teil trägt. Der Protest „gegen“ etwas verleiht immer genau diesem „Etwas“ erst die notwendige „Grösse“ und „Vehemenz“ um überhaupt als relevant oder bedeutungsvoll wahrgenommen werden zu können. Ein verflixtes Paradoxon per se.

Aber dem Gott Profit sei Dank – die Wirtschaft boomt angeblich wie anno dazumal, auf dem Niveau von 2019, der Handel, die Industrie und die Konzerne schreiben schon längst wieder schwarze Zahlen, dass es der Wildsau graust. Die Reichen werden immer schneller und unverschämter unverschämt reicher und die Armen werden immer rasanter, unglaublich brutal und gnadenlos ärmer. Nur die Gastrobetriebe und Hotellerie, die sogenannte Fremdenverkehrswirtschaft und die Kultur, die hinken wohl noch schwer hinterher.

hinterher hinken

Ich bin Zeit meines Lebens Musiker und konnte die meiste Zeit gut dafür und auch davon leben, auf jeden Fall bis hier und jetzt gut überleben, aber jetzt wird es das allererste mal wirklich richtig gewaltig gruselig eng. Die Buchungen für einen inzwischen vollkommen ungewissen Herbst sind mehr als zögerlich, es traut sich ja kein Veranstalter etwas ins vollkommen Ungewisse riskieren. Der Härtefall Fonds beglückt mich für den ganzen Monat August gerade mal mit 600 Euro , wo ich im Vergleichszeitraum 2019 mehr als das 10fache umsetzen konnte. Von Würde und Wertschätzung im angeblichen Kulturland Österreich seinen Künstlerinnen und Künstlern gegenüber weit und breit nur sehr leise Töne, kaum Licht und auch keine allzu grosse Spur.

ein Musikerleben

Einen Album Release mussten viele Musikerkolleginnen und Kollegen, auch wir, schon mehrmals Pandemie bedingt verschieben, ebenso ganze Konzerttourneen, Produktionen, Lehraufträge und, und, und. Die kargen Erlöse aus den kaum bis gar nicht stattfindenden Auftritten hinterlassen riesige Krater in den ohnedies oft am Existenzminimum dahin schrammenden Künstlerkonten, die AKM Einnahmen aus Konzerten sind ebenso aufgrund der mangelnden Auftritte so gut wie nicht vorhanden, und das Gagen Niveau rast in einen noch nie zuvor da gewesenen Keller, dass einem wirklich schwindelig werden könnte.

Gagenkeller

Auf der anderen Seite verdient sich manch einer an der Pandemie und auf Grund ihrer damit einhergehenden Notwendigkeiten und Bedürfnisse dumm und dämlich und weiss gar nicht mehr, wohin mit der ganzen Kohle. Die Immobilien- und Baubranche verbucht Rekordumsätze während wir das sogenannte „Pandemie Management“ einem langsam aber sicher vor sich hin sterbenden Schwan namens „Politik“ überlassen, die uns allerdings mehr und mehr überlässt, uns selbst nämlich, die dem einfach nicht gewachsen sein will oder ist, aufgrund oft pandemischer Inkompetenz oder einfach nicht weiss oder, besser gesagt, auf Grund der Zurufe ihrer Klientel, welches allerdings nicht „die Wähler“ sind, überhaupt erst gar nicht ernsthaft wissen will, wie das zumindest ansatzweise gehen könnte.

Bedürfnisse

Irgendetwas rast da ja schon viel zu lange vollkommen aus dem Ruder und in eine vollkommen falsche, ungesunde, Lebensverachtende Richtung auf den digitalen Autobahnen und unter Berufung auf die künstlichen Intelligenzen der Silicon Valley Neo – Neandertaler unserer hoffnungslos verirrten Zeit. Das hat schon lange mit Gemeinwohl, mit Sozial- und Rechtsstaat, hinter dem es sich für manch Verantwortliche doch so vortrefflich und verantwortungslos wegducken lässt, kaum etwas bis absolut gar nichts mehr zu tun. Dagegen kann auch eine weltweite Pandemie noch eine weltweite Klimakatastrophe anscheinend etwas ausrichten.

die hoffnungslos verirrte Zeit

Die meisten stecken mit ihrem Kopf und Verstand hoffnungslos in ihren Handies fest, nur um nicht wahrnehmen zu müssen, wie schlimm es gleich in unmittelbarer Nähe, im Aussen um das Handy rum und in unseren verhärteten, verzagten Herzen eigentlich schon steht, während ein Tsunami, Hurrikan, Starkregen nach dem anderen ganze Metropolen absaufen lässt. Während eine Feuersbrunst nach der anderen im Wettbewerb mit den Rodungen unserer Urwälder, den Lungen unsers nicht unbegrenzt verfügbaren Sauerstoffs uns die Luft langsam aber sicher ausgehen lässt, während man alte Damen hilflos am Geh- oder Bahnsteig der U-Bahn liegen lässt, während irgendwo ein weiterer Stall für 10.000 , mit Antibiotika vollgestopfter Truthühner oder Zuchtschweine inmitten der letzten intakten Naturreservate und inmitten fruchtbarsten Ackerlandes von der EU gefördert zubetoniert wird, während man durch die letzten Gegenden, wo man die Stille bis vor kurzem tatsächlich noch hören konnte, Autostrassen zur Touristischen Erschliessung dieser Stille und Ruheoase rücksichts- und gefühllos durch gebaggert werden, während man mir erzählt, dass man irgendwo mit Hilfe künstlicher Intelligenz Beethovens 10te „fertig“ komponiert hätte, wie immer man da das Wort „fertig“ zu interpretieren gewillt sein mag, und man sich zugleich voller Erstaunen bis Unverständnis wundere, warum die dafür engagierten Musiker das alles andere als toll fänden und die mit Recht verunsicherten Sponsoren dieses äusserst zweifelhaften Unternehmens ebenso, wo der Mehrwert einer solchen Geschichte doch so einfach das sein könnte, dass die ganze Welt mit einem Schlag darüber sprechen würde.

man kann sich nur noch wundern…..

Komposition, Improvisation, Kreativität, die Gnade, etwas zu erschaffen, jemandem zu helfen, jemanden zu heilen sind kein intellektueller, sondern ein spiritueller Akt – etwas, was die künstlichste Intelligenzbestie von allen nie und nimmer auf den Weg wird bringen können. Wahrhaftige MusikerInnen, KünstlerInnen, HandwerkerInnen, GärtnerInnen, ÄrztInnen, Bauern und Heiler wissen das schon immer. Von Geld- und Profit geblendete NeoNeanndertaler aus dem Silicon Valley wissen das natürlich nicht. Wie auch?

K.O. durch KI

#158 „Alter“

Titelbild © Prof. Ing Anton Deutsch, von meinem leider schon verstorbenen Vater, der nicht nur ein leidenschaftlicher Fotograph, sondern auch ein begeisterter Wissenschaftler, Forscher, Agrarbiologe, Erfinder und begeisternder Pädagoge war.

Wenn man sich morgens im Spiegel sieht, und man vergleicht das Spiegelbild möglicherweise mit einem 20, 30 – 40 Jahre alten Foto, kann man die direkten Auswirkungen der Zeit auf seinen Körper sehr leicht erkennen. Man wird ja nicht notgedrungen hässlich, vor allem je weniger man sich mit seinem Äusseren zu identifizieren weiss. Wenn man älter wird vergleicht man sich ja möglicherweise immer weniger mit seinem Äusseren als mit der uns eigenen, inneren Präsenz. Und diese Präsenz, dieses im Hier und Jetzt in sich Ruhen schimmert, strahlt und leuchtet durch jede vergängliche Form und Gestalt , was oft wirklich wunderschön sein kann.

morgens vor dem Spiegel…..

Es besteht allerdings ein grosser Unterschied zu der Schönheit, als man noch 20 Jahre alt oder jünger gewesen ist, wie ein knackfrisch vom Baum gefallener, saftig runder, glänzender prallroter Apfel oder Pfirsich. Diese Schönheit hält sicher nicht ewig. Es gibt eben diese tiefe Schönheit, die wir vor allem bei Menschen entdecken können, die mit ihrer eigenen Präsenz verbunden sind. Diese Menschen können tatsächlich nie wirklich hässlich werden. Aber wenn man ausschliesslich auf die physische, äussere Form fixiert ist, dann kann es sehr wohl sehr leicht passieren, dass man sich sehr wohl als hässlich empfindet.

es gibt diese tiefe Schönheit…..

In unserer sogenannten Zivilisation wird das Alter in keinster Weise geschätzt. Deshalb fühlen sich älter gewordene Menschen oft irrelevant, von keiner Bedeutung, oder sie werden zumindest als irrelevant eingestuft, abgeschasselt und angesehen. In unserer Gesellschaft wird das Alter auch nicht mit Weisheit in Zusammenhang gebracht, weil unsere heutige, westliche Gesellschaft und Zivilisation weiss ja nicht einmal mehr, was Weisheit überhaupt ist oder sein soll. Man misst ihr jedenfalls keinen grossen Wert bei. Schlauheit und mit allen Wassern gewaschen zu sein allerdings sehr wohl. Ein hoher Intelligenzquotient kann angeblich auch was, und was immer sonst noch, aber Weisheit? Wie oder wonach soll man Weisheit denn messen oder beurteilen können? Was soll das denn überhaupt sein?

Weisheit? was soll das denn überhaupt sein ?

Aber das wird sich wohl sehr bald ändern gedurft haben. In den traditionellen, alten, antiken Kulturen sind die Älteren nicht ohne Grund immer die wichtigsten Menschen gewesen. Und in unseren westlichen Gesellschaften sind die Alten leider viel zu oft irgendwo in einem Heim gelandet, wo man sie ein- bis zweimal im Monat besuchen darf und kann. Und dort sitzen sie dann in ihren Schaukelstühlen vor der Glotze und schauen fern, ohne sich der Chancen und Möglichkeiten des Alters und des älter Werdens bewusst zu sein. Weil es Ihnen einfach niemand sagt oder je näher gebracht hat.

die Chancen und Möglichkeiten des Alters

Vor ein paar Tagen hatte ich , den ja auch sein eigenes älter Werden auf diverse Zurufe von Aussen, mal da mal dort, hin und wieder gezwungenermassen in Massen beschäftigt, obwohl ich mit mir selbst überhaupt kein Problem damit habe und mein Alter in vollen Zügen geniesse, ein paar markante Erlebnisse in diesem Zusammenhang: mit meiner Liebsten hatte ich vor ein paar Wochen bei unserem gelegentlichen Morgencappuccino vor dem Eissalon Bortolotti das Vergnügen, eine extrem strahlende, wunderschöne alte Dame namens Isolde kennen lernen zu dürfen, die vor ihrer wohlverdienten Pension wohl Souffleuse im Burgtheater gewesen war. Vor zwei Tagen hatten wir uns, sie und ich, genau dort wieder getroffen und sie bot mir einen Sitzplatz an ihrem Nebentisch an und im Nu waren wir wieder in wundervolle Gespräche vertieft.

in wundervolle Gespräche vertieft

Sie erzählte mir, dass sie vor ein paar Tagen mit der U-Bahn gefahren war, mitten unter lauter jüngeren und zum Teil sehr jungen Menschen. Beim Aussteigen war sie wohl ausgerutscht und hingefallen und niemand, kein einziger, niemand bot sich an, der alten Dame zu helfen und alle rannten voll gestresst, genervt, sie keines Blickes würdigend, vollkommen acht- und gefühllos an ihr vorbei, worauf sie in schallendes Gelächter ausgebrochen war und meinte: „Wo bin ich hier eigentlich gelandet?“ Und sie fragte mich in dem Zusammenhang, was ich denn glaube, in welcher Zeit wir eigentlich gerade leben? Ich meinte: „offensichtlich in einem heimtückischen, sehr raffiniert und professionell be- und getriebenen Manipulations – Zeitalter der radikalen Gefühls- und Potential Vernichtung, egal ob bei den Jüngsten und Jungen in der Schule angefangen in einer einzigen Katastrophe, die wir uns allen Ernstes noch immer „Bildung“ zu nennen anmassen und getrauen, gegenseitiger Nicht Wertschätzung und Missachtung, weil die meisten ja selbst glauben bzw. oft schmerzhaft bereits im Kindergarten lernen mussten, nicht genug, nicht gut genug, nicht wert- oder liebenswert zu sein bis hin zu den Älteren und Alten, deren Weisheit, Skills und Erfahrung oft in Zwangspensionierungen und in Altersheimen vollkommen missachtet, für unsere Gemeinschaft vollkommen ignoriert und ungenutzt vor unser aller Augen weggesperrt sinnlos vor sich hin vegetieren müssen.

wo bin ich hoer eigentlich gelandet?

Andere Geschichte: Eine Freundin hatte sich netter Weise bereit erklärt, mich auf ihrem Nach Hause Weg nach dem Besuch bei einer ihrer Freundinnen von einem Seminar in ihrem Auto mit nach Hause zu nehmen, mit ihren beiden Jungs im Auto. Der ältere der Beiden, der wohl gerade zusätzlich noch hart an der Pubertät entlang schrammt, weigerte sich hartnäckig, sich im Auto nach hinten zu setzen und mir den Beifahrerplatz zu überlassen, obwohl ich ihn durchaus freundlich darum gebeten hatte.

Also wechselte ich in Absprache mit meiner Freundin auf den Fahrersitz, in der Annahme, das er dann wohl seiner Mutter vorne Platz machen würde. Falsch gedacht. All das interessierte Ihn nicht die Bohne und er blieb bockig und stur auf „sein angeblich ebenbürdiges Recht“ pochend und beharrend trotzig vorne sitzen. Nach ein paar Kilometern blieb ich nochmal stehen und bat ihn, doch seiner Mutter, die ja weder seine Dienstmagd, Putzfrau oder Köchin, noch sein Chauffeur, sondern die Frau, die ihm dieses, sein wundervolles Leben ´geschenkt hatte, war und wahrhaftig ist, doch bitte seinen Platz zu überlassen. Keine Chance und null Erfolg.

wo ist unser Platz?

Das liess mich, zugegeben, etwas hilf- und ratlos zurück, bis ich nach etlichen weitern Kilometern das Auto bei einem Restaurant parkte, den Motor abstellte und sagte: Wir fahren hier keinen Millimeter weiter, ehe man sich nicht besonnen hat, sich nicht wie ein A-loch benehmen zu müssen, auch wenn ich weiss, dass niemand eines ist, und man sich klar geworden ist, wo man seinen Platz in dem Bild hat und man mal in Ruhe darüber nachgedacht hat, was Würde und Wertschätzung bedeutet. Sie können uns jederzeit auf etwas zu trinken oder zu essen besuchen, aber solange das nicht unmissverständlich klar ist, fahren wir keinen Meter weiter. Eine knappe Stunde später wussten plötzlich alle, wo sie hin gehören und was ihr Platz ist.

Ist das wirklich der Fortschritt, von dem alle permanent reden und wohin schreitet dieser auf einer rein menschlichen Ebene denn fort und unserer Menschlichkeit davon? Nicht auf den digitalen , virtuellen Autobahnen nach Nirgendwo meine ich, sondern auf dem schmalen, anscheinend steinigen und beschwerlichen Pfad in die Essenz unseres Mensch seins, Würde, Wertschätzung und liebevoll zu sich und den anderen zu sein inbegriffen. Vor allem: wohin soll diese mehr als merkwürdige würdelose Reise denn letzen Endes in Wahrheit gegangen sein??

Darf ich zum Schluss vorstellen: Madame Jeanne Louise Calment, die nachweislich die längste menschliche Lebensspanne hatte: 122 Jahre und 164 Tage.

Offenbar war das Schicksal mit ihrem Lebenswandel sehr einverstanden.

Sie wurde am 21. Februar 1875 in Arles, Frankreich, geboren. Der Eiffelturm wurde gebaut, als sie 14 Jahre alt war. Zu dieser Zeit lernte sie Vincent van Gogh kennen. „Er war schmutzig, schlecht gekleidet und unsympathisch“, erinnerte sie sich in einem Interview von 1988.

Mit 85 Jahren begann sie mit dem Fechten und fuhr noch mit 100 Jahren Fahrrad. Mit 114 Jahren spielte sie die Hauptrolle in einem Film über ihr Leben, mit 115 Jahren wurde sie an der Hüfte operiert, und mit 117 Jahren gab sie das Rauchen auf, mit dem sie 1896 im Alter von 21 Jahren begonnen hatte. Sie gab es nicht aus gesundheitlichen Gründen auf, sondern weil sie es nicht mochte, jemanden bitten zu müssen, ihr beim Anzünden einer Zigarette zu helfen, nachdem sie fast blind war.

Im Jahr 1965 war Jeanne 90 Jahre alt und hatte keine Erben. Sie unterschrieb einen Vertrag über den Verkauf ihrer Wohnung an den 47-jährigen Rechtsanwalt André-François Raffray. Er erklärte sich bereit, ihr monatlich 2.500 Francs zu zahlen, unter der Bedingung, dass er die Wohnung nach ihrem Tod erben würde. Raffray zahlte jedoch nicht nur 30 Jahre lang an Jeanne, sondern starb auch noch vor ihrem Tod im Alter von 77 Jahren, so dass seine Witwe gesetzlich verpflichtet war, Madame Calment bis an ihr Lebensende zu bezahlen.

Jeanne behielt ein scharfes Denkvermögen. Als sie an ihrem 120. Geburtstag gefragt wurde, was für eine Zukunft sie erwarte, antwortete sie Ihre Antwort: „Eine sehr kurze“.
Hier sind die Lebensregeln von Jeanne Louise Calment:

„Ich liebe den Wein.“
„Alle Babys sind schön.“
„Ich glaube, ich werde vor Lachen sterben.“
„Ich bin vom lieben Gott vergessen worden.“
„Ich habe nur eine Falte, und auf der sitze ich.“
„Ich trage nie Wimperntusche; ich lache oft, bis ich weine.“
„Wenn du etwas nicht ändern kannst, mach dir keine Gedanken darüber.“
„Behalte immer dein Lächeln. So erkläre ich mir mein langes Leben.“
„Ich sehe schlecht, ich höre schlecht und ich fühle mich schlecht, aber alles ist in Ordnung.“
„Ich habe einen großen Lebenswillen und einen großen Appetit, vor allem auf Süßigkeiten.“
„Ich habe eiserne Beine, aber um ehrlich zu sein, fangen sie an zu rosten und knicken ein wenig ein.“
„Ich habe mich vergnügt, wenn ich konnte. Ich habe klar und moralisch und ohne Reue gehandelt. Ich bin sehr glücklich.“
„Jung zu sein ist ein Geisteszustand, er hängt nicht vom Körper ab. Ich bin eigentlich immer noch ein junges Mädchen, ich habe nur in den letzten 70 Jahren nicht mehr so gut ausgesehen“.

Am Ende eines Interviews sagte der Journalist: „Madame, ich hoffe, wir sehen uns im nächsten Jahr wieder“. Darauf antwortete Jeanne: „Warum nicht? Sie sind noch nicht so alt, Sie werden noch hier sein!“

Das Bild mit den Flügeln ist ein Kunstwerk von
L. Lichtenfells

#157 „Warum hat denn eigentlich noch niemand längst die Notbremse gezogen???“

Europäischer Grüner Deal: Kommission schlägt Neuausrichtung von Wirtschaft und Gesellschaft in der EU vor, um Klimaziele zu erreichen Die Europäische Kommission hat ein Paket von Vorschlägen angenommen, um die Politik der EU in den Bereichen Klima, Energie, Landnutzung, Verkehr und Steuern so zu gestalten, dass die Netto-Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 % gegenüber dem Stand von 1990 gesenkt werden können. Diese Verringerung der Emissionen im kommenden Jahrzehnt ist ein entscheidender Schritt auf dem Weg Europas, bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent der Welt zu werden und den europäischen Grünen Deal zu verwirklichen. Mit den vorgelegten Vorschlägen präsentiert die Kommission die Rechtsinstrumente für die Verwirklichung der im Europäischen Klimagesetz vereinbarten Ziele und die grundlegende Neuausrichtung unserer Wirtschaft und Gesellschaft für eine gerechte, grüne und florierende Zukunft. https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/de/IP_21_3541

der grüne deal…..

Ich kann mich noch sehr gut erinnern, als ich im Gleisdorfer Gymnasium mit ungefähr 15 oder 16 Jahren, also so um 1975, vor inzwischen etwa 46! (sic!) Jahren ein mir damals sehr dringlich erscheinendes Referat zu den Themen, kausalen Zusammenhängen und Warnungen des internationalen „Club of Rome“ gehalten hatte. Dabei ging es um die Wirtschaft, eine für damalige Verhältnisse schon mehr als fragwürdige Art des Wirtschaftens und einer damit einhergehenden Resourcenverschwendung ohnegleichen sowie um Umweltverschmutzung, Folgen für das Klima, die Landwirtschaft und Industrie. Ich war damals stolzer Besitzer eines Honda CB 50 Mopeds.

Resourcen Vernichtung

Wohlbemerkt war das noch lange vor einer „Globalisierung“, vor weltweit noch zu errichtenden Atomkraftwerken, vor der Hainburger Au und der Absage der Österreicher an ein damals bereits fertig gebautes Atomkraftwerk Zwentendorf das nie in Betrieb gehen sollte, vor der Einführung der schwarzbunten Milchkühe in Österreich durch meinen Onkel Sepp, die aufgrund ihrer unglaublichen Milchleistung zu fragwürdiger Berühmtheit gelangt waren und das heimische Braunvieh konkurrenzlos bis heute im Stall oder auf der Alm stehen liessen, lange bevor Computer, geschweige denn Laptops, Schnurlostelefone oder Mobiltelefone und „smart Handies“ das Licht der Welt verdunkelten, lange bevor man mehrere Fussballfelder grosses, fruchtbarstes Ackerland vor den jeweiligen Städten und Dörfern für Supermäkte und Shoppingmalls in grossem Stil zuzubetonieren begonnen hatte.

das Licht der Welt verdunkeln und erklicken…..

Lange bevor vor jedem Kuhdorf grosse Schilder in den Zuckerrüben- oder Kartoffelfeldern standen mit dem Hinweis „Industriegrund günstig zu verkaufen“, lange vor Massentierhaltungen und ebenso massivem Antibiotikaeinsatz in den Kuh., Schweine- und Hühnerställen, lange bevor mein wissenschaftlich tätiger Vater und hellwacher Forscher, Beobachter und Lehrender des Bauernstandes darauf aufmerksam zu machen begann, dass sich die Landwirtschaft in keine gute , geschweige denn gesunde Richtung entwickeln werde, dass ein stetes Mehr und Plus an Ertrag unter zu Hilfenahme chemischer Spritzmittel und Kunstdünger und grossteils Mais Monokulturen die Böden inklusive der so wichtigen Klein- und Kleinsttiere sowie der lebensnotwendigen Mikroorganismen auf lange Sicht auslaugen und zerstören werde.

die gesunde Richtung – dort geht’s lang

Lange vor dem Eroberungsfeldzug von Fast Food Ketten und Fertiggerichten aus dem Supermarkt, lange bevor man im Wald nebenan, unter 800 Höhenmetern, kaum mehr Schwammerl, Pilze und Heidelbeeren im Wald sammeln konnte, lange bevor der Borkenkäfer begann ganze Landstriche des Waldviertels zu vernichten, lange bevor es Winter ohne Schnee und keinen Sommer ohne Unwetter und unerträglichen Hitzeperioden für Mensch, Natur und Tier gab, lange vor einem weltweiten, neoliberalen Wirtschaftssystem, wo der anonyme Markt bestimmt, wer verlieren muss und wer gewinnen darf.

wer darf gewinnen?

Lange vor Lady Gaga und The Game of Thrones, lange vor Computer generierter Musik für seelische Flachwurzler und lange vor der Illusion einer künstlichen „Intelligenz“, lange bevor unsere Herzen zerbrochen, ent- und getäuscht, systematisch belogen, betrogen und zerstört wurden und Menschlichkeit, Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft zu Lachnummern geworden sind, weil wir unsere Herzen sarkastisch unter Verschluss zu halten lernen mussten, damit man rücksichtslos seine eigenen Interessen, mega effizient und optimiert, jederzeit wahr nehmen kann, koste es was es wolle. Lange vor einer von der Eu geförderten Massentierhaltung, Agrarindustrie und Lebensmittelindustrie, die die Bauern und Produzenten durch den sogenannten freien Markt und den Trittbrettfahrer Handel unaufhaltsam in eine unglückliche und menschenunwürdige Zwangsabhängigkeit treibt…..

seelische Flachwurzler

Lange vor Billigstairlines, lange vor All Inclusive Urlauben, lange vor „kaufe 5 statt einem und bekomme eines gratis dazu“ obwohl man eigentlich ja nur dieses eine braucht, lange vor einer mehr als fragwürdigen Welberühmtheit als Bodenversiegelungs- und Zubetonierer Weltmeister, lange vor Millionen von Flüchtlingen weltweit, vertrieben durch die direkten Folgen des Klimawandels oder durch Hungersnöte oder Kriege, finanziert und bestückt mit Waffen, die vornehmlich im sogenannten Westen, Russland oder China produziert werden, lange vor Containerschiffen mit tausenden Containern oder Kreuzfahrtschiffen mit tausenden von Passagieren an Bord, lange vor dicken Lippen, falschen Brüsten, Haaren und Zähnen, grauslich riesig fetten fake Wimpern, fake Ärschen und jede Menge echter egoistischer, skrupelloser, kaltherziger Arschlöcher.

Zubetonierer

Man nimmt sich, was in Wahrheit keine Sau braucht, man glaubt sich im Sog des eigenen Unglücks glücklich kaufen und konsumieren zu müssen, die pandemische innere Leere mit Ramsch und Waren, Sonderangeboten, Schnäppchen, Snacks und Leistungen aller Art vollstopfen zu müssen um der Lüge eines dadurch erfüllten Lebens die Hintertür und das Eigentor zu öffnen, was in Wahrheit und bei genauerer Betrachtung nur ein überfülltes und vollgestopftes, unglückliches, ziel- und herzloses Dahinvegetieren am Rande eines Burnouts, Dauerstress und Dauerdepressionen und Medikamentenmissbrauchs ist, in einem Wettlauf nach nirgendwo, wo es absolut kaum mehr etwas zu gewinnen und inzwischen schon fast alles zu verlieren gibt . Ich besitze inzwischen seit über 20 Jahren kein Auto, gehe meistens zu Fuss, benütze den öffentlichen Verkehr und Zug und fahre täglich Fahrrad.

…..

Wenn ich jetzt lesen muss, dass man sich von Seiten der EU mit Klimazielen bis 2050 genüsslich Zeit nehmen glaubt zu können und zu dürfen, sich aber seit den steten, wissenschaftlich fundierten und mehr als berechtigten Warnungen des „Club of Rome“ vor inzwischen fast 50 Jahren, nichts, aber absolut gar nichts zum Besseren und ganz im Gegenteil, alles für unsere Menschenleben zum Bedrohlicheren, Gefährlicheren und unsere Erde Zerstörerischen und bis zum letzten Tropfen Ausgebeuteten verändert hat, frage ich mich wirklich, wer denn nun in der Lage zu sein glaubt, die schon längst fällige Notbremse ziehen zu können, zu dürfen und eigentlich – verdammt noch mal – ziehen zu müssen???

…..zum Besseren, jede Menge Luft nach Oben

Mit ein bisschen hier und ein wenig dort an den für die diversen Eliten genehmen Schräubchen zu drehen, um Gierschlund und Raffke nur ja nicht auf den vergoldeten Schlips zu treten, wird sich bis 2050 so nicht mehr ausgehen können, egal ,wie man sich das schön zu reden, zu drehen oder zu wenden versucht. Egal ob man glaubt, grosskotzig behaupten zu können, dass man die Klimakrise auch ohne jede Einschränkung und Verzicht in den Griff bekommen wird können. Schneller als mit dieser fatalen, populistischen Floskel sowie betriebsblinden Einstellung werden wir kaum je effizienter und schneller als uns allen lieb ist weit vor der Steinzeit, weit vor der Existenz des homo sapiens, des Menschengeschlechtes auf diesem wundervollen Planeten , gelandet gewesen sein dürfen.

blind und finster

Vielleicht ist unser Zug ja schon längst abgefahren und ist jetzt die Erde und die Natur am Zug während wir noch immer am Bahnhof nach Nirgendwo auf bessere Zeiten glauben warten zu können? Ja, das kann schon sein, aber noch gibt es uns, besonders wenn uns bald klar geworden ist, dass wir die sind, auf die wir seit viel zu langer Zeit glauben warten zu müssen.

wir sind die, auf die wir warten

Vielleicht muss ja niemand eine Notbremse ziehen sondern sie zieht sich selbst, und wir dürfen jetzt nur miteinander lernen, endlich wieder das zu sein und zu werden, was wir von Anfang an schon immer waren und sind: soziale, liebevolle, einander unterstützende und helfende Wesen, die in dem Ihnen eigenen unperfekt, perfekten Miteinander, mit einem gemeinsamen starken und gesunden Anliegen wirklich schon immer in der Lage gewesen sind, Grosses zustande zu bringen: haben wir den Mut, die Demut, die Kraft und das Vertrauen, wieder Mensch sein und werden zu dürfen. Das ist wirklich OK und auch genug – echt jetzt!

echt jetzt!

#156 „Beziehung – wer zieht wen? Relationship – what ship to relate to?“

Beziehung – dieses Un – Wort alleine verdient den Titel des beschissensten Wortes des Jahrhunderts. Kommt auf dem Fusse gleich nach Er – Ziehung. In etwa ein ähnlich bescheuertes Wort – und doch spiegeln beide Wörter doch recht vortrefflich, worum es in vielen Beziehungen und viel zu oft auch in der Erziehung, egal ob autoritär oder antiautoritär, nachgiebig oder konsequent, anspruchslos oder fordernd, skeptisch oder optimistisch, aggressiv oder freundlich, abweisend oder responsiv, selbstbezogen oder empathisch, in erster Linie zu gehen scheint – um ein mehr oder weniger konstantes, konsequentes, unter zu Hilfenahme verschiedenster lauterer und unlauterer, fairer und unfairer Hilfsmittel vor sich gehendes Ziehen.

optimistisch

Aus und in verschiedenste Richtungen, nach unten oder oben, nach hinten oder nach vorne, in den Dreck, unter oder an die Decke, über den Tisch, an den Haaren herbei, weit überzogen, hin – und hergerissen, mehr oder weniger verzogen oder schlecht erzogen – ja – es wird akribisch und leidenschaftlich gezogen was das Zeug hält, oder eben nicht – leider, leider.

an den Haaren herbei…..

Da fand ich das englische Wort „Relationship“ immer schon um Hochhäuser sympathischer, treffender und wesentlich gelungener. Sinngemäss: in Bezug, nicht Beziehung, auf ein Schiff. Bezüglich eines Schiffes oder so ähnlich versteh ich das zumindest. Alleine das Bild, miteinander in einem Schiff mit dem Fluss oder über den Ozean des Lebens zu steuern, fand ich schon immer wirklich richtig toll und inspirierend, auch wenn es gut möglich nur eine romantische Interpretation meinerseits sein mag. In Wahrheit, in echt , sollte vermutlich das wirklich einzige Schiff, auf das man Bezug nehmen sollte und welches es durch das Leben zu segeln gilt, das jeweils eigene sein, ob uns das jetzt passt, genehm ist oder nicht.

Relation Ships

Worum geht es da bei dieser ganzen mühsamen Zieherei eigentlich? Nun, grundsätzlich werden mal Partner und Kinder zu Objekten degradiert, die jeweils nach dem Gutdünken des Ziehers oder der Zieherin so oder so zu sein haben, damit man meint, sie lieben zu können. Also von „bedingungslos“ weit und breit keine Spur. Der Grossteil dieses Irrsinns ist zum einen sicher oft Jahrhunderte alten oder Familieninternen Konditionierungen geschuldet, man hat es halt nicht anders gelernt. In den Schulen findet ja nach wie vor das selbe Modell breite Anwendung.

Zum anderen glaubt man anscheinend durch erzwungene , manipulierte oder erstrittene Verhaltensänderungen des Partners eigene Defizite, die meistens als solche weder wahrgenommen noch bewusst so erlebt werden, wettmachen zu können oder müssen und wundert sich dann in vielen Beziehungen, dass der jeweilige Partner sich so sehr verändert hat und ja gar nicht mehr die oder der ist, in die man sich ursprünglich glaubt verliebt zu haben. Es braucht dabei immer eine Seite, die glaubt aufgrund eigener Konditionierungen oder Unsicherheiten da um jeden Preis mitspielen zu müssen, als hätte man es nicht anders verdient oder man folgt einem Kindheitsmuster in den Beziehungen zu Mama oder Papa.

Ein Oberwarter Hausmeister meinte einmal: zuerst hatte ich meine Frau zum Fressen gern, und heute tut es mir leid, dass ich sie nicht gefressen hab.

Derartige, oft durchaus kranke Verhaltensmuster haben einen enormen Magnetismus, suchen sich oft todsicher das entsprechende Gegenüber und da wird dann leider sehr oft verwechselt, was einen anzieht mit dem, was einem eigentlich gut tut. In jedem Fall , und so wollen es diese unser aller Leben, haben wir alle in jeder Ziehung unserer persönlichen Beziehungs Lotto Sechser die Chance unseren eigenen Konditionierungen und Verhaltensmustern, unseren Ängsten und unseren Egos auf die Schliche zu kommen. Und das kann gut gehen, solange wir nicht unsere Offenbarungen und Erkenntnisse, wie es uns dabei geht, einzig und alleine dem jeweiligen Partner vor die Füsse schmeissen. Das hilft dann Beiden herzlich wenig bis nichts. Darüber freuen sich dann nur eine Vielzahl von Paartherapeuten, Psychologen und Psychiatern und anderen Seelen Klempnern.

Es gibt natürlich die verschiedensten Arten von Beziehungen, wo immer und überall genug und zumeist auch ausreichend Zug- und Ziehraum vorhanden ist:

1. Nichtliebe (keine Intimität, keine Leidenschaft, keine Verpflichtung) Die Leere gähnt, nichts zu geben, nichts zu erwarten.

2. Freundschaftliche Beziehung (Intimität, keine Leidenschaft, keine Verpflichtung) Weder der Wunsch das Bett zu teilen, noch das ganze Leben.

3. Verknallte Beziehung (Leidenschaft, keine Intimität, keine Verpflichtung) Dieser Form der Beziehung fehlt es an Substanz. Vielleicht kommt die aber noch, denn sehr viele feste Beziehungen starten ja so.

4. Leere Beziehung (Verpflichtung, keine Intimität, keine Leidenschaft) Sich auseinanderleben oder auseinanderlieben. Alles gestorben, bis auf den äußeren Rahmen, die Gewohnheiten. 

5. Romantische Beziehung (Intimität und Leidenschaft, keine Verpflichtung) Voneinander angezogen sein, miteinander ausgezogen sein, einander nah sein, füreinander da sein. Bloß ohne jedes Versprechen.

6. Kameradschaftliche Beziehung (Intimität und Verpflichtung, keine Leidenschaft) Auch wenn es dieser Form vielleicht an etwas “fehlt” (falls die Leidenschaft vermisst wird), kann so eine Beziehung sehr befriedigend sein und glücklich durchs Leben tragen.

7. Illusorische Beziehung (Leidenschaft und Verpflichtung, keine Intimität) Ich muss da an zwei Karnickel denken, die sich den ganzen Tag rammeln, aber in den kurzen Pausen dazwischen das Weite suchen.

8. Vollkommene Beziehung (Intimität, Leidenschaft und Verpflichtung) Das Ideal, ohne das alles immerzu ideal laufen muss. Das wonach wir alle suchen, schätze ich. Mehr Tiefe als das tiefste Meer. Auch noch nach 20 Jahren guten Sex. Ein Leben ohne den anderen: unvorstellbar. Diese Form der Beziehung ist nicht leicht zu finden und noch weniger leicht zu behalten. Dafür brauchen wir Achtsamkeit, regelmäßigen Ausdruck der Liebe und Wertschätzung, den Willen zu unbequemen Gesprächen (“ich liebe Dich, aber zurzeit fehlt mir …”) und Verzeihen.

Ist also sowohl Geschenk wie Arbeit. Und sie hat auch deshalb einen Preis, weil wir eine Form der Freiheit für sie aufgeben. Etwas, was uns heute schwer zu fallen scheint, wo wir doch angeblich alles auf einmal haben können und auf alles ein Recht haben. ( mymonk.de )

Wertschätzung

Im Konsum – und Informationszeitalter werden natürlich besonders auch Beziehungen, Partnerinnen und Partner „konsumiert“, und, wenn es einem reicht, man es satt hat, wird der oder die „aktuelle“ entsorgt, weil man sich dann keine Sorgen mehr machen muss um nichts, und es kommt der oder die Nächste bitte. Und noch eine, und wieder einer, nun noch eine, und wieder einer. Unter diversen adoleszenten Jünglingen und jungen Frauen gibt es da schon mal Wettbewerbe und Strichlisten, wer wie viele innerhalb welchen Zeitraumes und so weiter – widerwärtig eigentlich, wie vieles anderes in der flachsten und zugleich grellsten und lautesten Oberfläche der Konsumwelt auch. Von irgendeiner Form von „Ent – wicklung“ kann man in diesem speziellen Kontext wohl kaum sprechen. Da schreien lediglich die diversen Egomonster und die allgemein Verunsicherten um einen nur scheinbar wertvollen Schein einer schon lange pandemischen , gesellschaftlichen Selbstunsicherheit.

Konsum

Bedingungslose Liebe – damit fängt heute ja kaum eine oder einer mehr was an, oder? Überhaupt „Liebe“, nicht verliebt sein, als gesunde Basis für eine wahrhaftige Beziehung. für gelungene Partnerschaft scheint mir eher Schnee von vorgestern zu sein. Besonders, weil Liebe ja ein derartig abgedroschener, meist missverstandener Begriff geworden scheint, wo kaum zwei das ein und selbe darunter verstehen. Für mich hat das weniger mit körperlichen und emotionalen Zugängen zu tun, sondern eine Begegnung und Partnerschaft auf Augen-, Herzens- und vor allem: Seelenhöhe zu tun.

Das Gegenüber als mein zeitweise liebevoller, geliebter, begehrter und beizeiten verhasster Lieblingsspiegel, der mich dazu bringt, mir meinen eigenen Kram genauer anzuschauen, in mich zu gehen, zu mir zu finden, in die Tiefe zu Tauchen, nicht nur in die Tiefen der Psyche, sondern auch die Tiefe der Herzen und besonders den Meeresgrund unserer Seelen, die wir nun mal sind, auch wenn das die meisten entweder schon lange vergessen haben oder sich noch nie dessen wirklich bewusst geworden sind.

Wo nicht die oder der andere an dieser oder jener meiner augenblicklichen Befindlichkeit gleich mal automatisch „schuld“ sein muss, sondern wo wir die Chance eines Lebens haben, unsere eigenen zu heilenden Wunden, die oft missverstandenen Interpretationen, diverse Konditionierungen, diese entweder selbst gelernten oder über Generationen oder Jahrtausende mitgeschleppten Verhaltensmuster zu erkennen, ohne es dem gegenüber bei jeder sich bietenden Gelegenheit „vor zu werfen“, sondern es mal „an – zu -nehmen“ und „an – zu -sehen“, zu verstehen und erkennen versuchen, es nicht verdrängen, und das in eben einer liebevollen, verständnisvollen Seelen- und Herzensenergie die überhaupt erst Heilung möglich machen kann.

Auch wenn man diesen Spiegel manchmal auf den Boden knallen oder durch den Kamin schiessen möchte, was er oder sie mir zeigt, ist, was mit mir eigentlich in Wahrheit los ist, wo meine Baustellen sind, aber auch wo meine roten Linien in Sachen Würde, Selbstwert und Toleranz zu gefunden werden wollen.

Spiegel

Ich liebe den Begriff „Bestimmung“ – was für mich so etwas unglaublich Kostbares weil Einzigartiges ist. Es ist für mich, was das Leben mit mir vorhat bzw. was es von mir will und eben nicht umgekehrt. Nicht was ich mir einbilde wollen zu müssen, zu brauchen und haben zu wollen, nein, das nicht. Sondern dass ich in diesem riesengrossen Puzzle des Lebens meinen für mich vorgesehenen Platz als vollkommen einzigartig geformter Puzzlestein finde und mich dort einordne, damit ich mich und das Ganze Bild sich entfalten und Sein darf.

Bestimmung

Und jede und jeder Verfechter des sogenannten „freien Willens“ schreit da gleich mal lauthals auf: Selbstbestimmung, Selbstverwirklichung, Eigenermächtigung und, und, und – und die zahllosen Seminare, Coachings, Konzepte dazu natürlich auch sofort an der Hand und im zu konsumierenden Schlepptau 😉 Ich wünsche wirklich jeder und jedem von Herzen, dass sie oder er finden möge, wovon sie gesucht werden. Finde was dich sucht! Die Geschenke , die das Ego und der „freie Wille“ glaubt haben zu müssen, tragen oft nicht unsere Namensschilder und sind zumeist für jemand anderen „bestimmt“. Der freie Wille inkludiert unter anderem die Freiheit, sich seiner Bestimmung hinzugeben, wie ich am Rauchen aufgehört zu haben am meisten diese Freiheit liebe, nicht mehr rauchen „zu müssen“. Die Freiheit zu rauchen war jahrelang ein Kerker für mich und hatte mit Freiheit überhaupt nichts zu tun.

der freie Wille

Und diese Beziehungen gibt es wahrhaftig und wirklich auch: wo zwei Seelen wissen, dass Sie füreinander bestimmt sind. Nicht der Verstand weiss das, er kann es auch nicht begründen, sosehr er sich auch darum bemühen mag und er kann auch keine wirklichen Gründe dagegen anführen, sosehr er sich auch anstrengen mag, und sei es nur des schnöden Egofutters namens heisser Luft willen. Diese Gewissheit wohnt in den Herzen und Seelen und sonst nirgendwo.

„Frei-Sein heisst nicht einfach Ungebunden- und Unverbindlich-Sein. Frei machen nicht Entbindungen und Entbettungen, sondern Einbindungen und Einbettungen. Die totale Beziehungslosigkeit wirkt beängstigend und beunruhigend. Die indogermanische Wurzel fri, worauf Wendungen wie frei, Friede und Freund zurückgehen, bedeutet »lieben«. So bedeutet »frei« ursprünglich »zu den Freunden oder Liebenden gehörend«. Man fühlt sich frei gerade in der Beziehung von Liebe und Freundschaft. Nicht Bindungslosigkeit, sondern Bindung macht frei. Die Freiheit ist ein Beziehungswort par excellence. Ohne Halt gibt es auch keine Freiheit. Die Freiheit ist ein Synonym für die gelingende Gemeinschaft.“
BYUNG-CHUL HAN

#155 „Eine klare Eingebung zu Bildung, Ausbildung, Umschulung, Erziehung, Leistung & Einbildung“

Heute morgen, auf dem Rad entlang meines geliebten, nach wie vor dunkelbraunen, Hochwasser führenden Donaustromes, eingetaucht in meiner Welt und Sicht der Dinge zu meinen Lieblingsthemen Bildung, Arbeit, Leistung und Erziehung. Da kam sie mir ganz locker, fliessend, selbst – verständlich und mit einer Unbeschwertheit und Leichtigkeit entgegen geflossen, ohne Unterlass, ohne Umschweife, ohne Zweifel und ohne jede Vorwarnung: diese unfassbar glasklare, umwerfend ernüchternde, vieles bis eigentlich alles über den Haufen werfende Eingebung und Erkenntnis, was diese meine Lieblingsthemen betrifft.

Nochmal: Bildung, Arbeit, Leistung und Erziehung – nur scheinbar zufällig aneinander gereihte Be – griffe, die unsere alles andere als selbstbestimmten Leben nach Jahrtausenden tiefgreifender und tiefschürfender Hirn-. Herz- und Seelenwäsche in Form abartiger Konditionierungen fest in ihrem Griffe haben, dass man es kaum zu begreifen in der Lage sein wagt.

Seelenwäsche

Sehr ungewöhnlich eigentlich, da ein wesentlicher, von mir wirklich sehr geschätzter und behutsam gehegter Umstand, warum ich meine fast täglichen Radausflüge so sehr schätze und geniesse, ein sehr ähnlicher wenn nicht exakt der selbe ist, wie der dem Musik machen dem Musik entstehen lassen zu Grunde liegende: Nicht denken zu müssen.

Nicht denken müssen

Hatte ich mich noch eine frühmorgendliche Stunde zuvor mit der Suche nach einer möglichst treffenden, vielleicht noch gelungeneren Formulierung der Vereins- bzw. Genossenschaftsstatuten unseres wundervollen Lern- und Bildungsprojektes „Räume für Träume“ noch im kuscheligen Bett liegend herumgewälzt, fiel es mir jetzt auf meinem leicht klapprig geduldigen aber absolut verlässlichen Puchradl ganz einfach wie Schuppen von den noch etwas verschlafenen Augen mitten in die dreckige Donau – Bammmmm: Bemühe Dich nicht, etwas werden zu müssen, was die Industrie, die Wirtschaft oder der liebe Markt und deine Regierung Dir glaubt abverlangen zu dürfen, nur weil du Dich „nicht (gut) genug“ fühlst.

Bemühe dich, das Verlernen alles in Dich Reingestopften an Wissen und Informationen zu lernen, damit Du wieder zu Dir kommen kannst, zu dem Kind tief in dir, unter all den brutalen Erschütterungen und Verschüttungen Deines diamantenen, essentiellen Selbst und deines einzigartigen, Dir inne wohnenden wert – vollen Schatzes: Deines Potentials, damit Du endlich wieder sein kannst, wer Du bist und immer warst: GENUG.

Das „Verlernen“ lernen

Genug, ohne dass man dir noch etwas „beibringen“ muss, ohne dass Du in Mathe unbedingt besser werden musst, damit Du die nächste Hürde, die nächste Prüfung schaffst, die nächste Beurteilung, die nächste Bewertung möglichst schmerzfrei hinter Dich bringen kannst, wo Du in Chemie, oder bei Holzarbeiten und beim Tischlern, oder im Gartenbau oder in Musik einfach vor Neugierde platzt und „gerne freiwillig mehr dazu wissen, lernen, verstehen und kennen lernen sowie üben willst.

Das ist , bzw. sind unsere Jahrtausende alten und fast allem zu Grunde liegenden, fatalen Dilemmas: Tausende Jahre an Patriarchat und Machtstrukturen, die den Männern und / oder Mächtigen, den Machtinhabern, den Besitzern der Macht, das überlegene Gefühl weiterhin, ohne Unterlass, garantieren müssen, dass der weitaus grössere, von Ihnen beherrschte, vorgeführte, zumeist ausgenutzte, missbrauchte und für ihre Zwecke benutzte sowie gedemütigte Teil der Menschen in einem Gefühl, „nicht (gut) genug“ und schwach und klein zu sein, möglichst gründlich und möglichst ohne Raum für andere Interpretationen ohnmächtig, ohne Macht, zu bleiben hat, ja: bleiben muss. Basta!

schmerzfrei

Und genau daran hat sich seit Jahrtausenden nichts , absolut gar nichts geändert. Und genau das ist es und wird es sein, was wir vermeintlich Ohnmächtigen radikal verändern werden müssen, wenn wir uns auch nur in irgendeiner Form den Funken einer Chance auf ein menschenwürdiges Leben, Weiterleben und vor allem: Überleben auf diesem ursprünglich wundervollen Planeten sichern und unseren Nachfahren und nächsten Generationen garantieren können wollen.

der Funken einer Chance

Und eh man sich’s versieht oder sich dessen überhaupt bewusst werden kann, ist man schon mitten drin und Teil dieser Fatal Dynamik, wo man bereit ist, aus diesem Mangelgefühl heraus alles mögliche mit sich geschehen oder über sich ergehen zu lassen: belehrt zu werden, mit guten Räten geschlagen zu werden, Obrigkeitshörigkeit, aber auch unglaubliche Wahnsinnsleistungen werden da auf diesen zweifelhaften Kompensationspfaden vollbracht und sofort geehrt, belohnt und ausgezeichnet, grossartig benotet und bewertet, wenn es auch nur ein Verzweiflungsakt eines Individuums ist, welches sich nicht genug findet, ein anderes oder am besten so viele andere Individuen, die sich auch nicht genug finden, zu besiegen. Und schon sind wir mitten drin im Wettbewerb, im Konkurrenzdenken, im Leistungswahnsinn, wo das Machen, die Macher und das akribische Tun, Multitasking, 5 Bullshit Jobs auf einmal, in unserer Gesellschaft das Wertvollste ist und das Sein, das „Nichts Tun“ brutal stigmatisiert wird.

Von den Arbeitslosen, den Harz 4 Empfängern, den Behinderten und Beeinträchtigten, und natürlich den Ausländern, die man alle all zu gerne als Taugenichtse und Nichtsnutze abstempelt, die dem Staat und damit gefühlt einem jeden ordentlichen Staatsbürger anscheinend nur faul auf der Tasche liegen und sonst nichts mit sich anzufangen wissen. Unnötiges Pack. Oder wir tun alles, um diesen latent gefühlten Mangel mit Waren, grossteils vollkommen unnötigem Ramsch und Dienstleistungen aller Art voll zu stopfen, die vermutete innere Leere , das „nicht genug sein“ auszugleichen mit Zeug, Coachings, Kursen und Konzepte die Glück, Kohle, Schönheit und ein besseres Leben versprechen, Reisen und andere Fluchtoptionen, Schönheits OPs und andere Optimierungen, Weiter- , Fort- und Ausbildungen, wo Bildung nicht weiter weg und fort sein könnte und Freude zumeist kaum bis gar nicht stattfinden kann, schnelle Autos, bunte Hunde, teure Klamotten, opulentes Essen oder Fast Food, Koma Saufen, Prestige- und Geltungssucht, der Drang, um jeden Preis zu den VIPs, den Schönsten, den Reichsten, den Erfolg – Reichsten, Berühmtesten, Gescheitesten und Tollsten der „sich nicht genug Finder“ gehören zu dürfen.

die VIPs der „sich nicht genug Finder“

Ich bin einer von denen die früher noch oft in der vormaligen DDR auf Tour waren, in Leipzig und Ostberlin, am riesengrossen Alexanderplatz, wo man sich plötzlich winzig, hilflos und klein wie eine Ameise fühlen musste, alles kein Zu – fall, wie auch an anderen, vergleichsweise unfassbar riesengrossen Plätzen, protzigen Prunkbauten, Schlösser und Monster Klöster mit ebenso riesigen Skulpturen der vergangenen und gegenwärtigen Machtinhaber und „sich mehr als genug Finder“.

Dieses nicht genug, klein, schwach und hilflos, ohnmächtig sein haben wir Jahrtausende lang bis zum heutigen Tage „lernen“ müssen, verinnerlicht und gut aufbewahrt und weggesperrt im Keller und Verlies unseres unbewussten Seins, wie wir auch dutzende andere Dinge lernen mussten, die uns kaum bis gar nicht interessierten, noch inspirieren noch auf irgendeine andere Art und Weise Freude machen, aber die man besser, schneller, optimierter und effizienter als die anderen können und schaffen will, um sich , wenn auch nur kurzfristig, etwas besser oder den anderen Mangeljüngern gegenüber überlegen fühlen zu können.

nichts beibringen

Wie jemand in diesem wunderbaren Film von Erwin Wagenhofer namens „Alphabet“, der erst kürzlich im ORF lief, so treffend sagte und formulierte: Man muss den Kindern bitte nichts bei – bringen, sie nicht unter – richten, sondern sie einfach die sein lassen, mit ihren jeweils einzigartigen Träumen und Potentialen und Talenten, die sie nun einmal sind, ohne sie zu verunsichern oder sie zu etwas zu „machen“, das sie weder sind noch Ihnen Freude macht, nur weil eine Industrie, ein Markt, eine Wirtschaft glaubt gerade dies und das benötigen zu dürfen, indem man die meisten von uns dazu mit einem Selbstverständnis glaubt nötigen zu dürfen, dies oder das zu lernen, zu studieren, sich auf dies oder das um- oder einschulen zu lassen, umerziehen, an allen Ecken und keinen Kanten an sich rumziehen zu lassen.

Das ist „Beschäftigungspolitik“, was eigentlich soviel heisst wie konsequente Potentialvernichtung, Lebensraub und vorsätzlicher Diebstahl an Lebensfreude, Kreativität, Schaffenskraft, Lebendigkeit, Selbstbestimmung, Selbstwert und dem Gefühl oder Wissen, in der eigenen Kraft zu sein und Lebenssinn. Ein von so gut wie jeder offiziellen Seite gut geheissenes sowie täglich praktiziertes und von uns allen stumm akzeptiertes und ohnmächtig hingenommenes Verbrechen eigentlich.

was dir Freude macht

Man behauptet dann oft, dass die meisten Menschen dumm seien, wobei die meisten seit einer gefühlten Ewigkeit nur für dumm verkauft werden und mit dem Konsumschnuller ruhig gestellt werden. NEIN – den meisten wird von Kindes – ja Babybeinen an beigebracht, dass sie „nicht genug“ sind, wer und wie sie sind, und deshalb sind bislang so gut wie allen Bildungs-, Coaching-, Studiums-, Ein- und Umschulungs- sowie Erziehungs und anderen Konzepten zu Grunde liegenden Blendungen, dass man sehr viel tun, sehr fleissig sein, viel studieren, schaffen, schuften und lernen muss, schneller und besser als alle anderen zu sein, sich auf eine irre Wettbewerbsmaschine und unmenschliche Leistungshamsterräder treiben lassen muss, um dem Grundgefühl „nicht genug zu sein“ angeblich wirkungsvoll zu begegnen indem man immer etwas beifügen, beibringen, dazustrebern, sich erarbeiten, anstückeln, vollfüllen, vollstopfen, um sein Leben rennen muss, was aber in Wahrheit alles andere als erfüllend ist.

Leistungshamsterräder

Und ein einziger, bösartiger Garant, vollendet die Perfektion dieser mega profiträchtigen und machttrunkenen, partiarchalischen Teufelsmaschine: wir sind zu den grössten Teilen unglückliche Menschen, auf der zwanghaften, steten Suche nach dem nächst besseren. Konsummaschinen, um einen vermeintlichen, anerzogenen und anfangs zumeist widerwillig angelernten sowie über Jahrtausende Jahre vorsätzlich konditionierten Irrtum garantiert an die nächsten Generationen immer weiter und weiter zu geben und zu vererben bis es einfach nicht und nie mehr gegangen sein wird : „Nicht genug zu sein“.

Während das Klima kippt, die Wälder brennen, wir unsere fruchtbaren Böden für Autos und Fabriken zubetonieren und für immer unnutzbar machen nur um dem Konsum an unnützem Ramsch und Scheiss und dem damit generierten Profit für einige ganz, ganz wenige Tür und Tor zu öffnen und unser geniales Potential systematisch in dem selben, bald möglich letzten Atemzug, weiter und weiter vernichtet werden kann.

Klima kippt

„Aus dem Schaden nichts gelernt“ sagt man, und die sogenannten Top Checker Bunnies, die sogenannten Vordenker des Universums, und der Eliten, die Intellektuellen zeigen dabei gut und gerne auf die sogenannten Dummen, ohne sich bewusst geworden zu sein dass sie sich selbst nicht genug fühlen, und sich halt anstatt in das Tun in das Denken und in den Verstand flüchten. Wir haben nur gelernt, dass Lernen meisten keinen Spass und keine Freude macht, dass man meisten etwas „Lernen muss“ was einen weder interessiert noch man weiss, wozu man das je wieder brauchen sollte. Und dann wollen wir eben einfach aus den Fehlern nichts lernen, weil Lernen eben scheisse ist. Und Fehler und Bewertungen natürlich ebenso.

Du bist genug

Du bist genug, ohne dass Du dir in einem irren und kranken Leistungswettbewerb, in den man uns alle zu treiben und zwingen versucht, einen Herzinfarkt, Krebs, Stress, Existenzangst und Schlaganfall nach dem anderen holen musst. DU BIST mehr als GENUG!!! genau so wie Du bist, ohne dass Du auch nur irgendetwas anderes tun musst als was dich brennend interessiert, Deine Neugier weckt, egal was es ist, dich mit Freude erfüllt. Wohin Dich deine Interessen ziehen, dich von deinen Talenten und Interessen ziehen und nicht er – ziehen lassen. JA! DU BIST GENUG! unglaublich zwar, aber voll wahrhaftig und wahr. Damit endlich werden darf was schon immer war und wahrhaftig Sein darf was wirklich ist.

Nichts gelernt, weil Lernen scheisse ist